Delitzsch/Dresden, 7. April 2021 (geno). Die traditionsreichen, alljährlich stattfindenden „Delitzscher Gespräche“ erfahren in diesem Jahr eine bemerkenswerte Facette. Sie finden erstmals nicht in der Heimatstadt des Genossenschaftspioniers Hermann Schulze-Delitzsch in der nahe Leipzig gelegenen nordsächsischen Stadt Delitzsch statt, sondern in Sachsens Landeshauptstadt Dresden unter dem Titel „Genossenschaft leben“.
Die Veranstaltungsmutante ist ein Gemeinschaftsprojekt der Deutschen Hermann-Schulze-Gesellschaft und der Raiffeisen-Gesellschaft. Sie soll der Beginn einer neuen Tagungsreihe sein und erlebt ihre Premiere am 30. April. Gastreferent ist Prof. Hagen Henry vom Internationalen Genossenschaftsbund (ICA). In weiteren Vorträgen geht es um unabhängigen Journalismus, Ackerland in Bürgerhand und bezahlbares Wohnen. Letzteres Themengebiet lässt besondere Aufmerksamkeit erwarten. Der Referent Thomas Dittrich ist nämlich Vorstand der Dresdener Wohnungsgenossenschaft Johannstadt eG, die seit einigen Jahren ein zermürbendes juristisches Gefecht mit einem „aufmüpfigen“ Mitglied in Sachen innergenossenschaftlicher Demokratie austrägt. Darin dürfte geradezu mustergültig darüber entschieden werden, wie die genossenschaftliche Praxis und die deutsche Justiz mit den kooperativen Grundprinzipien und der Genossenschaftsidee umgeht. Dass die Dresdener Wohnungsgenossenschaft in dem betreffenden Rechtsstreit ihr Mandat an einen Rechtsanwalt übertragen hat, der vor einigen Jahren in einer aufsehenerregenden gerichtlichen Auseinandersetzung um die Dresdner Waldschlößlichenbrücke für die Aberkennung des UNESCO-Welterbetitels an die Elbestadt sorgte, lässt für das weitere Schicksal der Genossenschaftsidee als immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO einiges befürchten. Dennoch wird dadurch das Vertrauen von Dittrich in seinen Rechtsvertreter Joachim von Alvensleben nicht getrübt. Das geht aus einer Äußerung des Genossenschaftsvorstands gegenüber den GenoNachrichten vor einigen Monaten hervor. ++ (va/mgn/07.04.21- 043)
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