Genossenschaftliche Demokratie in Not

Bonn, 16. März 2021 (geno). Das genossenschaftliche Demokratieprinzip führt grundsätzlich zur Schwächung der herrschaftlichen Grundform von Unternehmen. Das stellt ein lesenswertes Grundsatzpapier fest, das vom Wissenschaftsladen Bonn herausgegeben worden ist. So würden Herrschaftsfaktoren zumindest unter Kontrolle gehalten. Es werde verhindert, dass sich Mitglieder kraft ihrer wirtschaftlichen Potenz über die Interessen anderer Mitglieder stellen. Allerdings leide der Demokratiegrundsatz unter der Praktikabilität für Großorganisationen. Wenn sich dort alle vier Jahre gewählte Vertreter aus Mitgliedern einflussreicher Interessengruppen rekrutieren, gehe dies an der Idee des genossenschaftlichen Demokratieprinzips vorbei. Es verkomme zu einer „postdemokratischen Entscheidungsfindungskultur“. Das demokratische Prinzip von Genossenschaften habe sich von seinem Ursprung entfernt und erfordere eine neue Interpretation. Gemessen an der Wirklichkeit in Deutschland, ist es wohl in höchster Not.

„Denkbar wäre, die Partizipationsmöglichkeiten der Mitglieder beispielsweise mittels Formen des E-Voting oder der E-Partizipation zu verbessern. Online werden die Stimmberechtigten leichter motiviert, an der Wahl teilzunehmen und den Mitgliedern wird das Gefühl vermittelt, bei wichtigen Entscheidungen eingebunden zu sein“, schreiben die Autoren. Sie nennen die Hamburger Genossenschaft Hostsharing eG als praktisches und nachahmenswertes Vorbild.

Der Wissenschaftsladen Bonn wurde 1984 von Studenten gegründet. Sie störten sich an der Wissenschaft im Elfenbeinturm. Zu den Arbeitsschwerpunkten der von Herbert Klemisch initiierten Einrichtung gehören die „Wiederentdeckung der Genossenschaft“ und Betriebsübernahmen durch Belegschaften. Das wird vor allem durch Weiterbildung für die Bürger realisiert. ++ (wl/mgn/16.03.21 – 036)

www.genonachrichten.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel. 0176 / 26 00 60 27

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