Frankfurt am Main, 30. Oktober 2020 (geno). Das im Jahr 1924 in Mailand zum Weltspartag erklärte letzte Datum im Monat Oktober jedes Jahres gerät ins Zwielicht, nicht zuletzt wegen der aktuellen Negativzinsen, sogar unter die Räder. Dazu tragen auch die Genossenschaftsbanken bei, die seinerzeit den bemerkenswerten Tag auf eine ganze „Weltsparwoche“ ausgedehnt hatten. Zu verantworten haben das jedoch nicht die Institute selbst und deren Mitglieder, sondern die Genossenschaftsverbände. Sie trommeln derzeit auf Geheiß der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) – der staatlichen Aufsichtsbehörde des Bundes – dafür, dass die Genossenschaftsbanken für das Geschäftsjahr 2019 keine Dividenden an die Mitglieder auszahlen. Das geschieht in Gestalt von „Empfehlungen“, deren Echo wie ein Kommando klingt und auch so meist verstanden wird. Das ist als massiver Angriff auf die Selbstverantwortung jeder einzelnen Genossenschaftsbank zu bewerten. Dennoch gehorcht die Mehrzahl der Genosenschaftsbanken den empfehlenden Maßgaben aus der BaFin. Die Ungehorsamen und Quertreiber geraten sofort unter schweren Beschuss der selbsternannten Obrigkeit. Allein sie zu benennen, ist Teil der empörenden Diffamierung.
Der Düsseldorfer kapital-markt intern Verlag (bi) verfolgt das Geschehen penibel und in bemerkenswerter Akribie. Tagesaktuell gehörten zu den Genossenschaftsbanken, die entgegen den BaFin-Hinweisen dennoch Dividenden auszahlen, folgende Volksbanken (VB): VB Glan-Münchweiler, VB Löbau-Zittau, VB Jever, VB Suhlingen, Voba Klettgau-Wutöschingen sowie das Bankhaus RSA vormals Raiffeisenbank Rechtmehring-Soyen-Albaching. Dabei handelt es sich durchweg um kleinere Institute. Den größeren und ganz großen Quertreibern, zu denen die Volksbank Mittelhessen und die deutsche apotheker- und ärtztebank (apo) zählen, widmet „bi“ einen sehr speziellen Kommentar: „Den Vorstoß der apoBank unter Missachtung des genossenschaftlichen Geistes gegen die klaren ‚Empfehlungen‘ der Aufsicht, bis zum vierten Quartal auf Beschlüsse über die Verwendung des 2019er Gewinns zu verzichten, mag mancher Volksbanker noch zu tolerieren, zudem selbst Dr. Peter Henker für seine Volksbank Mittelhessen dieser Fauxpas unterlief. „Bi“ sehe das allerdings kritischer. „Unser Ansatz ist im Kontrollorgan zu suchen bzw. in der Frage, warum die Aufsicht es toleriert, dass im Aufsichtsrat unter Vorsitz des sicherlich hochbegabten Mediziners Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery kein einziger Wirtschaftswissenschaftler sitzt. Wie bitte soll ein solches Kontrollgremium den Vorstand der größten Genossenschaftsbank hierzulande wirkungsvoll über prüfen. Aber all das scheint die Aufsicht ja nicht zu interessieren.“ ++ (vb/mgn/30.10.20 – 164)
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