Meißen/Berlin, 7. Oktober 2020 (geno). Die Geschichtsschreibung über die DDR-Genossenschaften liegt seit 30 Jahren brach. Dies am Mittwoch – dem früheren DDR-Nationalfeiertag – feststellen zu müssen, ist für die Bundesrepublik Deutschland mehr als eine Blamage. Genossenschaften hatten seinerzeit in Ostdeutschland einen der höchsten Stellenwerte – egal ob Produktionsgenossenschaften des Handwerks (PGH), Konsumgenossenschaften oder Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG). Für letzteren Bereich gab es sogar eine eigene Hochschule. Sie wurde im Jahr 1953 in Meißen als Hochschule der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften an der ehemaligen Fürstenschule der sächsischen Herrscher Sankt Afra gegründet. Vor Weihnachten 1990 bekamen die 300 Direktstudenten und die 3.000 in Weiterbilidungslehrgängen befindlichen Landwirte über das Radio mitgeteilt, dass ihre Hochschule abgewickelt wird. Sogar ein regulärer Abschluss des Studiums stand in Frage. Nicht einmal der letzte DDR-Innenminister Peter-Michael Diestel (CDU), der im Jahr 1986 seine Dissertation über das LPG-Recht geschrieben hatte, stemmte sich der Willkür der sächsischen Landesregierung unter dem altbundesdeutschen CDU-Politiker Kurt Biedenkopf entgegen. ++ (hi/mgn/07.10.20 – 151)
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