Franziskus spendet Genossenschaften päpstlichen Segen

Rom, 5. Oktober 2020 (geno). Papst Franziskus gehört in Permanenz zu den glühenden Sympathisanten der Genossenschaftbewegung. Seine jüngste, am Wochenende veröffentlichte Enzyklika „fratelli tutti“ beweist das eindrucksvoll. Das geht aus dem von „Vatican News“ verbreiteten, 287 Abschnitte umfassenden Bekenntnis des katholischen Kirchenoberhaupts deutlich hervor. Obwohl in dem Thementriangel Geschwisterlichkeit-Solidarität-Gemeinwohl der Begriff „Genossenschaft“ an keiner Stelle verwendet wird, durchschwebt dessen Inhalt und Geist äußerst dominant das päpstliche Rundschreiben.

Beispielhaft sei dazu der 169. Abschnitt der Enzylika in Gänze zitiert: „In einigen kleinkarierten und monochromatischen Wirtschaftstheorien scheinen zum Beispiel die Volksbewegungen keinen Platz zu finden, welche Arbeitslose, Arbeitnehmer in prekären Arbeitsverhältnissen und viele andere, die nicht einfach in die vorgegebenen Kanäle passen, versammeln. In Wirklichkeit initiieren sie verschiedene Formen von Volkswirtschaft und gemeinschaftlicher Produktion. Es ist notwendig, die gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Partizipation in einer Weise zu konzipieren, ‚die die Volksbewegungen mit einschließen und die lokalen, nationalen und internationalen Regierungsstrukturen mit jenem Strom moralischer Energie beleben, der die Miteinbeziehung der Ausgeschlossenen in den Aufbau unseres gemeinsamen Schicksals entspringt.‘ Zugleich ist es gut, dafür zu sorgen, ‚dass diese Bewegungen diese Erfahrungen der Solidarität, die von der Basis – sozusagen vom Untergeschoss des Planeten Erde – ausgehen, zusammenfließen, koordinierter sind und sich austauschen‘. Dies muss jedoch geschehen, ohne ihren charakterischen Stil zu verraten, weil sie ‚Sämänner der Veränderung sind, Förderer eines Prozesses, in den Millionen großer und kleiner Aktionen einfließen, die kreativ miteinander verbunden sind, wie in einem Gedicht‘. In diesem Sinn sind sie ’soziale Poeten‘, die auf ihre Weise arbeiten, vorschlagen, fördern und befreien. Mit ihnen wird eine ganzheitliche menschliche Entwicklung möglich. Sie erfordert die Überwindung jener ‚Vorstellung von einer Sozialpolitik, die verstanden wird als eine Politik ‚gegenüber‘ den Armen, aber nie ‚mit‘ den Armen, die nie die Politik ‚der‘ Armen ist und schon gar nicht in einen Plan integriert ist, der die Völker wieder miteinander vereint‘. Auch wenn sie unbequem sind, auch wenn einige ‚Theoretiker‘ nicht wissen, wie sie einzuordenen sind, so muss man doch den Mut haben anzuerkennen: Ohne sie verkümmert die Demokratie, wird zu Nominalismus, zur Formalität, verliert sie ihre Repräsentativität, wird sich entleiblicht, weil sie das Volk außen vor lässt in seinem Kampf um die Würde, beim Aufbau seines Schicksals.“ ++ (fr/mgn/05.10.20 – 149)

www.genonachrichten.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel. 0176 / 26 00 60 27

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