+++update 29.09.2020 +++ Die anhaltende Diskussion rund um die Qualitätskontrolle wurde im Beitrag: Qualitätskontrolle in Genossenschaften noch einmal zusammengefasst +++
Berlin, den 16.09.2020. Der nachstehende Beitrag wurde vom Online Forum genogenial.de übernommen. Nachdem sich die Redaktion der GenoNachrichten gestern mit der Staatsgenossenschaft befasst hat möchten wir die Diskussion gerne noch einmal aufgreifen. QualitätsKontrolle von Genossenschaften – um was geht es?
Stell dir vor, du bringst dein Auto zum TÜV. Der TÜV hat eigentlich den Auftrag die „Verkehrssicherheits-Qualität“ zu prüfen. Das ist der Grund, warum es ihn gibt. Aber genau das würde er nicht tun. Unvorstellbar daneben – oder? Und für sein (absurdes) „Fehlverhalten“ würde er sogar noch Gebühren erheben. Man würde den Gesetzgeber irgendwie für …. halten, sicher zu Recht.
Autofahrer und Automobilclubs würden „Amok laufen“.
So etwas kann es eigentlich nicht geben. Nun es gibt es wohl nicht für Autos, aber demnächst – so die Vorstellung der Politik – für Genossenschaften! Was bei den Autos die Verkehrssicherheit ist, ist für Genossenschaften die „Mitgliederförderung“. Es geht um den Kern, warum es überhaupt Genossenschaften gibt. Ohne diese Besonderheit der Mitgliederförderung würde es keine Genossenschaft (eG) geben bzw. wären solche, die ihre Mitglieder nicht fördern, einfach aufzulösen. Um die – direkte und indirekte – „Staatskontrolle“ für Genossenschaften zu erhöhen, kam kürzlich sogar die Idee auf, demnächst ALLE Genossenschaften einer „Qualitätskontrolle“ zu unterwerfen. Und es soll alles geprüft werden – außer der Mitgliederförderung – also dem „Herz“ von Genossenschaften. Und zuständig dafür soll die Wirtschaftsprüfer-Kammer (WPK) werden, also eine indirekte Staatskontrolle. Seltsam genug, dass eine Einrichtung für Wirtschaftsprüfer dafür zuständig sein soll, die Qualität von Genossenschaften zu beurteilen. Nun, diese Art von „Qualitäts-Prüfung“ (ohne Mitgliederförderung!) gibt es schon länger, jedoch nur für große Genossenschaften. Jetzt – so die neue Staatsidee – will man alle Genossenschaften kontrollieren. Und das Absurde: Es soll alles geprüft werden, nur nicht das „Herz“ der Genossenschaften – die Mitgliederförderung.
Automobilclubs würden „Amok“ laufen, ihre Lobby mobilisieren, Anzeigenkampagnen „lostreten“. Verbände im Genossenschafts-bereich schauen – ganz in „Raiffeisen-Tradition“ – einfach weg. Sollte man eingedenk solcher Zustände nicht doch lieber empfehlen, keine Genossenschaft zu gründen, eher eine andere Rechtsform zu wählen oder ein neues Auto zu kaufen? Nein, ganz sicher nicht, aber es ist dringend an der Zeit, dass Genossenschafts-Mitglieder aufwachen! Sie müssen jetzt beginnen ihre Verbände zu mobilisieren, ihre Genossenschafts-Vorstände und Aufsichtsräte zu aktivieren und ihre Wahlkreis-Abgeordneten mit diesem Blödsinn zu konfrontieren.
Es gibt 21 Millionen Mitglieder in Genossenschaften. Wenn denen „ihre“ Genossenschaft wichtig ist, wäre es jetzt an der Zeit, endlich deutlich zu sagen: Staatskontrolle – Nein danke! Das können wir – und viel besser – selbst!. Die Genossenschaften in fast ganz Europa“, „schaffen es“ – aus Tradition – sehr gut selbst. Sie haben keine „Staats-Kontrolle“ und würden sich auch strikt dagegen wehren. Die Folge: Der Genossenschafts-Sektor „boom“ in diesen EU-Staaten. Er „dümpelt“ aber in Deutschland. Trotz oder wegen der „Staatskontrolle“. Diese EU-Staaten haben eben keine (staatsorientierte) „Raiffeisen-Tradition“. Sie denken einfach aus der Sicht von „Selbstorganisation-Selbstverantwortung-Selbstbewusstsein“. Seien WIR (hier in Deutschland) endlich das WIR – das stolz und überzeugt – sagt: „WIR schaffen das – Staat halte dich daraus!“