Kassel, 2. September 2020 (geno). Deutschlands Genossenschaftswesen befindet sich in einer dauerhaften Idenitätskrise. Grund ist das permanente Unterwandern der kooperativen Idee, das Überstülpen rein ökonomischer Denkweisen und das Minimieren basisdemokratischer Verfahren.
Dass sich dieser Zustand seit Jahrzehnten nicht gebessert hat, belegt die 2010 erfolgreich an der Universität Kassel verteidigte Dissertation von Manfred Miller. In deren Zentrum steht die strategische Ausrichtung des genossenschaftlichen Wandels. Dieser Prozess begleite Genossenschaften in ihrer jahrhundertelangen Geschichte von den Vorläufern über die klassischen Genossenschaften bis hin zu den modernen Genossenschaften einschließlich ihrer diagnostizierten Identitätskrise. „Echte Genossenschaften sind der Gefahr ausgesetzt, sich dem notwendigen Wandel und der zeitgerechten Interpretation der genossenschaftlichen Prinzipien zu entziehen. Sie können dann zwar als artgerecht bezeichnet werden, jedoch entspricht das Selbstverständnis jener Genossenschaften trotz augenscheinlichen Umsetzens genossenschaftlicher Prinzipien nicht zwangsläufig der eigentlichen Idee des Genossenschaftswesens. Es gilt deshalb, sich wieder stärker auf die genossenschaftliche Idee zu berufen.“ Deshalb erfolge die weitere Unterscheidung der artgerechten Genossenschaften in generierte und degenerierte. „In dem Maße, wie eine zu starke betriebswirtschaftliche Orientierung zu einer Degeneration der genossenschaftlichen Identität führen kann, so kann auch eine wenig lebendige, verkrustete und zur Struktur gewordene genossenschaftliche Orientierung eine Degeneration der genossenschaftlichen Idee hervorrufen.“ Miller befasst sich in seiner Arbeit mit den Strukturen der EDEKA.
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