Diesels unbekannter Plan vom natürlichen Spiel der solidarischen Kräfte

Chemnitz, 31. Mai 2020 (geno). Das im Jahr 1903 erschienene Buch „Solidarismus – Natürliche wirtschaftliche Erlösung des Menschen“ von Rudolf Diesel ist in der Versenkung verschwunden. Auf diese Erkenntnis läuft ein zum Pfingstwochenende in der Chemnitzer Tageszeitung „Freie Presse“ veröffentlichter Beitrag über den Erfinder des Diesel-Motors hinaus. In Antiquariaten fehle das Buch vollständig, in Bibliotheken sei es nur in fünf Exemplaren auffindbar. Der Gedanke der Genossenschaft stehe im Zentrum dieses Werks desjenigen Autoren, der eigentlich nur als genialer Maschinenbauingenieur bekannt geworden ist. Dass der Autor des Pressebeitrags, mit dem eine entsprechende Leseranfrage beantwortet werden soll, selbst wenig über den Technik-Genius und Sozialreformer weiß, belegt seine Darstellung: „Im Solidarismus, so Diesels Utopie, fällt das Interesse des Einzelnen mit dem Interesse der Allgemeinheit zusammen. Kern seiner Überlegungen ist eine sogenannte Volkskasse, in die jeder Erwerbstätige einzahlt, um aus dem angesammelten Kapital Kredite für gemeinschaftliche Betriebe der Kassenmitglieder zu finanzieren. Diese Betriebe sollen in einem geschlossenen, neben oder über dem Markt bestehenden System auch miteinander in Austausch treten. Anders als der Sozialismus versteht Diesel sein System als eines, das auf Freiwilligkeit basiert, und nicht als Staatsdoktrin, im Rahmen bestehender Gesetze, in friedlicher Entwicklung bei vollkommener individueller Freiheit.“ Im Unterschied zum Kapitalismus beruhe er nicht auf dem Spiel der Marktkräfte, sondern auf dem natürlichen Spiel der solidarischen Kräfte.

Zur Frage, wie Gesellschaftswissenschaftler heute dazu stehen, hat der Autor nach eigener Aussage nichts Konkretes gefunden. . er schreibt dazu: „Diesels Utopie ist ja im Genossenschaftswesen – das er nicht erfunden hat – verwirklicht, freilich punktuell und nicht so vernetzt, wie er sich das vorgestellt haben dürfte. Der Erfolg gibt ihm recht: Anerkanntermaßen funktioniert das Prinzip solange sich alle Verantwortlichen bewusst sind, dass sie für ale Genossenschafter handeln und nicht ihr persönliches Eigentum verwalten. Speziell in der Finanzkrise 2008 hat das genossenschaftliche Bankwesen starken Zulauf erfahren. Geraten genossenschaftliche Betriebe ins Wanken, dann, weil einzelne Führungskräfte sich persönlich bereichern wie im Fall der DGB-eigenen „Neuen Heimat“ und der Handelskette Coop in den frühen 80er Jahren in der BRD. Sprich: Sie haben die Genossenschaft so geführt wie ein wenig verantwortungsbewusster Privatunternehmer seine Firma und (für die falschen Dinge) mehr ausgegeben als eingenommen hat.
Eine Neuauflage von Rudolf Diesel Solidarismus ist im Maro Verlag erscheinen.


„. ++ (so/mgn/31.05.20 – 083)

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