Berlin, 24. April 2020 (geno). morgen kann kommen – trotz der BVR Zuversichtskampagne ist die Anzahl der genossenschaftlichen Bankzweigstellen in Deutschland binnen eines Jahres um 548 gesunken. Das geht aus einer Kurzübersicht des Bundesverbandes der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) hervor. Dabei handelt es sich um einen Vergleich der Strukturdaten der Jahre 2017 (11.108 Bankstellen) und 2018 (10.520 Bankstellen).
Das vergangene Jahr 2019, in dem mit einem ähnlich rapiden Ausdünnen des Genossenschaftsbanknetzes zu rechnen ist, blieb noch unberücksichtigt. Fusionsbedingt sank die Gesamtzahl der Bankgenossenschaften von 915 auf 875 Kreditinstitute.
Die vom BVR vorgegebene Strukturbereinigung wird von den Betroffenen aber auch kritisch gesehen. Die von oben verordnete Fusionspolitik betrifft vor allem die kleinen und mittleren Genossenschaftsbanken. Die Argumente für eine Fusion sind weitgehend identisch. Kein geeignetes Personal, zu hoher Verwaltungsaufwand und eine rückläufige Ertragsentwicklung. Häufig werden die Fusionen unter der Vorspiegelung falscher Tatsachen von den Verbänden durchgedrückt.
Den Mitgliedern wird eine Fusion auf Augenhöhe vorgegaukelt. Tatsächlich wird die übergebende Genossenschaft regelmäßig aufgelöst und das Genossenschaftsvermögen regelrecht verschoben – oder vielleicht besser „genossenschaftlich umgelagert“. Ist die Genossenschaft erst einmal vom Registergericht gelöscht, ist alles zu spät. “ morgen kann kommen“, aber die Vermögensübertragung kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Der Statistik zufolge hat sich die Anzahl der Mitglieder der Genossenschaftsbanken von 16.389.000 (2009) auf 18.560.000 (2019) Mitglieder erhöht. In den zurückliegenden zehn Jahren habe der Mitgliederzuwachs 2.171.000 betragen. Jeder fünfte in Deutschland Lebende sei Mitglied einer Genossenschaftsbank. „Das ist ein großer Vertrauensbeweis für das genossenschaftliche Geschäftsmodell“, deutet der BVR die von ihm vorgelegten Zahlen. ++ (bk/mgn/24.04.20 – 063)www.genonachrichten.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel. 0176 / 26 00 60 27
Kommentar: igenos, die Interessenvertretung der Genossenschaftsmitglieder, kommt zu einem anderen Ergebnis:
1. Der Mitgliederzwachs hat wenig mit der Begeisterung für das „Geschäftsmodell Genossenschaft“ zu tun, sondern ist nur ein trauriger Beleg dafür dass die Genossenschaftsidee in Deutschland gründlich missverstanden wird. Tatsächlich ist die Rechtsform Genossenschaft, nach dem GenG, gar nicht mehr geeignet um eine Universalbank zu führen. Eine Genossenschaft hat ihre Mitglieder zu fördern und darf nicht zur Kapitalsammelstelle mutieren. In der Praxis wird die Rechtsform Genossenschaft missbraucht und die Mitglieder für dumm verkauft. Von der Rechtsform Genossenschaft profitieren derzeit ausschließlich die Verbände. Das Prüfungsmonopol und die Zwangsmitgliedschaft sind ein Garant für das über Jahrzehnte bewährte Geschäftsmodell. Insofern passt auch die neue BVR Zuversichtskampagne: morgen kann kommen.
2. Derzeit sind wegen der Corona Situation mehr als 80% der Bankzweigstellen geschlossen. Ob Überhaupt eine Absicht alle geschlossenen Zweigstellen jemals wieder für ihre Mitglieder und Kunden zu öffnen, – wird besonders Insidern in Frage gestellt. morgen kann kommen – wir werden sehen und berichten.
1 Kommentar.
[…] Monopol der Genossenschaftsverbände trifft auf die genossenschaftliche AG nicht mehr zu. Morgen kann kommen. Die genossenschaftliche Aktiengesellschaft macht den Weg […]