Karlsruhe/Berlin, 7. April 2020 (geno). Vor 150 Jahren erblickte Gustav Landauer in der badischen Residenzstadt Karlsruhe das Licht der Welt. Der Deutschlandfunk erinnert am Dienstag an das denkwürdige Datum. Der Sozialist und Anarchist sei Visionär eines herrschaftsfreien Lebens nach dem Prinzip „Frei sei der Mensch auf freier Erde!“ gewesen. Er habe seinen Traum, jeglichen Staat durch die Gemeinschaft zu ersetzen, nie aufgegeben. Wegen „Aufforderung zum Ungehorsam gegen die Staatsgewalt“ kam Landauer mehrfach in Haft. Während eines Aufenthalts in London befreundet sich der kaum bekannte deutsche Genossenschaftspionier, dessen Auffassung zufolge man nie durch Gewalt zur Gewaltlosigkeit kommen soll, mit dem russischen Anarchisten Peter Kropotkin. Im Jahr 1902 nach Berlin zurückgekehrt, stellte der von dem Kölner Rundfunksender als pazifistischer Poet bezeichnete de facto vergessene Genossenschaftspionier Landauer fest: „In Deutschland gehört man entweder zu den Staats-, Ordnungs-, Partei-, Disziplin- und Massenmicheln, auch wenn man sich Sozialist nennt oder man ist Anarchist, selbst wenn man es nicht einmal merkt.“
Dass Landauer es nicht bei Theorie und Poesie über Kooperation beließ, beweist sein Engagement für die Konsumgenossenschaft „Befreiung“ in Berlin. Dennoch war die Kooperative, die am 1. Oktober 1895 ihr erstes Ladenlokal Kottbusser Straße 11 eröffnete, stets mit Problemen konfrontiert. Ihre Kundschaft war über das gesamte Berliner Stadtgebiet verstreut und der Umsatz überschaubar. Die Mitgliederzahl lag immer unter 300. Vielsagend lautet der Kommentar von Jan Rolletsatzek im Periodikum „Gai Dao“, Zeitschrift der anarchistischen Föderation, zu dem 2018 erschienenen Buch „Ein Weg zur Befreiung der Arbeiterklasse“. Nach über 120 Jahren sei der wichtigste Text des Anarchismus zum Thema Genossenschaften wieder verfügbar. ++ (gv/mgn/07.04.20 – 055)
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