Stendal, 11. März 2020 (geno). Die Volksbank Altmark-Wendland (VR plus) hat eine komplette Agrargenossenschaft übernommen. Die Premiere dieser Art wird damit begründet, das die Kooperative damit dem Einfluss von Großinvestoren entzogen werden soll. Auf den bemerkenswerten Vorgang machte am Mittwoch ein Hörer im Rundfunk aufmerksam.
Im Mittelpunkt steht die Agrargenossenschaft Sanne-Kerkuhn, die im Bundesland Sachsen-Anhalt eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 1.000 Hektar bewirtschaftet. Die Verkaufspläne bestanden seit zwei Jahren.
Die Agrargenossenschaft Sanne-Kerkuhn in der Altmark war von den Anteilseignern, zu denen die VR plus selbst gehörte, zum Verkauf angeboten worden. Die Bank erhielt den Zuschlag und wandelte die Genossenschaft in die „Agrar GmbH Sanne-Kerkuhn“ um. Name und Rechtsform wechselten am 20. Februar 2020, bestätigt ein Bericht des Portals agrarheute.de. Geschäftsführer der neuen Gesellschaft ist der ehemalige Genossenschaftsvorstand Maik Tegelbecker. Nach Angaben der Bank soll der Betrieb fortgeführt werden inklusive Biogasanlage und Pflanzenproduktion.
Der Bauernbund Brandenburg bewertete den ungewöhnlichen Schritt einer vollständigen Übernahme der landwirtschaftlichen Genossenschaft durch eine Bank als „Warnsignal für die Agrarpolitik“. Vorstand Thomas Kiesel erklärte gegenüber agrarheute.com: „Wenn nach Industriellen, Immobilienhaien und ALDI-Stiftung jetzt auch noch das Finanzkapital ganz offen in die Landwirtschaft einsteigt, sollte der letzte Politiker begreifen, dass die EU-Fördermittel nicht mehr einfach so pro Hektar ausgereicht werden dürfen.“ Der Ackerbauer aus Barsikow im Ruppiner Land fordert eine Kappung der Agrarsubventionen und eine Kopplung daran, dass sich die Betriebe im Eigentum von ortsansässigen Landwirten befinden. Neben den Beteuerungen des Kreditinstituts, eigentlich nur das Beste für die Region zu wollen, sei an der Übernahme in Sanne-Kerkuhn besonders pikant, dass die DZ-Bank als Muttergesellschaft der regionalen Volksbanken erst vor einer Woche in einer Studie vorhergesagt hat, die bäuerliche Landwirtschaft werde in den nächsten zwanzig Jahren durch industrielle Agrarbetriebe abgelöst. Hunderttausende Bauern würden aufgeben. Der Untersuchung zufolge werden bis zum Jahr 2040 nur noch 100.000 Höfe in Deutschland übrigbleiben. Diese seien managergeführt und knallhart auf Wirtschaftlichkeit getrimmt. ++ (ag/mgn/11.03.20 – 042)
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