Boliviens Bergbau-Genossenschaften kommen ins Wanken

La Paz, 23. Januar 2020 (geno). Boliviens Bergbau – Genossenschaften sind maßgeblich am Abbau von Blei, Eisenerz, Schwefel, Silber, Silicium, Kupfer, Gold, Wolfram, Zink, beteiligt. Der Bergbau ist für Bolivien ein wichtiger Wirtschaftsbereich, denn die Andenrepublik verfügt über reiche Erzvorkommen. Boliviens Bergbau ist zu einem großen Teil genossenschaftlich organisiert. Mit dem präsidialen Abgang von Evo Morales entstehen für die Bergbau-Genossenschaften erhebliche Gefahren. Nach Angaben des Dachverbandes der Bergbaukooperativen (FENCOMIN) sind rund 60.000 Bergleute Mitglieder solcher Genossenschaften. Ihre Genesis folgte einem bestimmten Muster. Der Preisverfall führte zu großen Entlassungswellen unter den Bergarbeitern. Belegschaften schlossen sich zusammen und blockierten die Gruben, um sie selbst zu bewirtschaften. Nach einigem Hin und Her bekamen sie solche Betriebsteile, deren Förderung sich im Niedergang befand. Nach diesem Schema von Protest und Militanz gelangten bereits 1929 Grubenbetriebe in genossenschaftliche Hand.

Nach der Revolution von 1952 erhielten Boliviens Genossenschaften besondere Bedeutung. 1958 wurde sogar das Gesetz „Ley General de Sociadades Cooperativas“ erlassen. Es legte fest, dass sich Genossenschaften demokratisch und solidarisch zu organisieren haben. Außerdem wurde festgelegt, Minen in Staatsbesitz genossenschaftlich zu bewirtschaften. Dieses Prinzip wurde und wird nun durch den aufkommenden Neoliberalismus erheblich erschüttert. Die Gefahr wächst zusätzlich durch die starken Unterschiede zwischen den Genossenschaftsminen. Große Kooperativen haben meist eigene Verkaufssysteme. Die Rohstoffe werden zentral gesammelt und direkt weiter vermarktet. Außerdem erhält jedes Mitglied einen bestimmten Grubenbereich. den er bewirtschaftet und dessen Erzeugnisse ihm gehören. Ob jemand ein ertragreiches Abbaufeld hat oder nicht, ist also Glückssache. Das führt zu erheblichen Produktions- und Standesunterschieden. Der Machtentzug Evo Morales, der den Kooperativen sehr gewogen war, dürfte nun auch zum Verschwinden vieler Genossenschaften beitragen. Bedauerlich wäre wenn das auch mit dem Verlust der ausgeprägten genossenschaftlichen Arbeitsorganisation verbunden ist.

Morales hatte nach dem Putsch im vergangenen Jahr Bolivien Richtung Mexiko verlassen. Hinter dem Putsch steht nach seiner Meinung Washington. Es gehe um die enormen Vorkommen an Lithium. Nach Schätzungen verfügt Bolivien mit 21 Millionen Tonnen über die größten Lithiumreserven der Welt. „Wir brauchten Partner, um unsere Lithiumindustrie aufzubauen. Wir haben eine internationale öffentliche Ausschreibung durchgeführt. China und Deutschland haben gewonnen. Wir haben beschlossen, die Vereinigten Staaten außen vor zu lassen. deshalb bin ich überzeugt, dass es einen Putsch gegen mich wegen Lithium gab“, so Morales. Er will nach Bolivien zurückkehren und dort wieder demokratische Verhältnisse herstellen. Seine Absicht ist, dort bei der Wahl im Mai das Kandidatenduo David Choquehuanco und Luis Arce zu unterstützen. Letzterer ist ein international anerkannter Ökonom. Er war 2006/07 und von Januar 2019 bis zum Putsch im November Wirtschafts- und Finanzminister in der Morales-Regierung. Unter der 14jährigen indigenen Präsidentschaft von Morales galt Arce als Mentor des „wirtschaftlichen, sozialen, gemeinschaftlichen und produktiven Modells“.

In einem Gespräch mit dem Ex-Präsidenten von Ecuador, Rafael Correas, wies Morales darauf hin, dass sich in bolivianischer Erde über eine Fläche von 16.000 Quadratkilometer hinweg Lithium-Rohstoff befindet. Insofern bestimme Bolivien den Welt-Lithium-Preis. Er werde bis zum Gründungsjubiläum Boliviens im Jahr 2025 zurückkehren und die Bodenschätze des Landes in die Hände des Volkes legen. ++ (bv/mgn/23.01.20 – 011)

www.genonachrichten.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel. 0176 / 26 00 60 27

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