Paris, 20. Dezember 2019 (geno). In Frankreich sind in der jüngsten Vergangenheit mehr als 100 Arbeits- und Beschäftigungsgenossenschaften (CAE) entstanden. Wie die CAE-Netzwerke „Cooper pour entreprendre“ und „Copea“ mitteilen, sind dort 10.000 Mitarbeiter unbefristet angestellt. Eine CAE (Cooperative d’acticite et d’emploi) ist ein solidarischer wirtschaftlicher Zusammenschluss mehrerer Unternehmer. Diese Form des kollektiven Unternehmertums sichert Projektträgern den Schritt in die Selbstständigkeit ab. Wer sich einer solchen Genossenschaft mit einem Projekt anschließt, profitiert von einem rechtlichen Rahmen, dem Status eines unbefristet angestellten Unternehmers und einer sozialen Absicherung. Verwaltung, Steuerberatung und Buchhaltung werden gemeinsam genutzt. Dadurch können sich die Unternehmer ganz auf ihre Arbeit konzentrieren. Das Unternehmenskonstrukt geht auf ein 2014 erlassenes Gesetz zur Sozial- und Solidarwirtschaft zurück. Das „Loi relative a l’Economie Social et Solidaire“ lässt den Unternehmer unabhängig sein und er kann als angestellter Unternehmer selbst Leute einstellen. Diese Genossenschaften wirken Arbeitslosigkeit entgegen und schaffen ein Verhältnis zur Arbeit, indem Eigeninitiative und Solidarität verbunden wird.
Gegenüber der Autorin des Goethe-Instituts Frankreich, Charlotte Noble, äußerte der CAE-Koordinator der COP-Regionalvertretung PACA und Korsika, Cyrille Rodriguez: „In den Genossenschaften haben Unternehmer den sozialen Status von Angestellten, können allgemeine Kosten aufteilenund atonom arbeiten. Heute arbeitet man nicht mehr als 40 Jahre im selben Unternehmen. Die Arbeiter müssen immer flexibler werden. Eine Genossenschaft ist eine großartige Antwort an diese negativen Entwicklungen und die Angriffe auf das Arbeitsrecht. Sie bietet den Unternehmern einen schützenden Rahmen und eine gemeinschaftliche Führungsstruktur, denn nach höchstens drei Jahren werden die Angestellten Teilhaber und entscheiden über die Ziele ihrer Genossenschaft.“
Zu den Pionieren des kollaborativens Denkens in Frankreich gehört Elisabeth Bost. Sie veröffentlichte im Jahr 2016 dazu das Buch „Aux entreprenants associes“. Darin wird geschildert, wie Genossenschaften individuelles Vorgehen mit der kollektiven Dimension verbinden. „Dass sie immer mehr Bewerber anziehen, liegt auch daran, dass sie viel tiefer greifenden Veränderungen unserer Gesellschaft entsprechen,“ ist Bost überzeugt. Es zeichnet sich ab, dass sich Genossenschaften zum Gesellschaftsvertrag von morgen mausern. ++ (fr/mgn/20.12.19 – 221)
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