Berlin, 22. Oktober 2019 (geno). Das Bundesarchiv ist eine fast unerschöpfliche Erkenntnis-Quelle deutscher Genossenschaftspolitik seit dem Jahr 1919. Das geht aus Äußerungen von Historikern, Politikern und anderen Geschichtsinteressierten hervor, die sich am Dienstagabend in Berlin bei der Eröffnung der festlichen Jubiläumsveranstaltung zum 100. Gründungstag des Reichsarchivs gegenüber GenoNachrichten artikuliert haben. Besondere, bisher unbekannte Informationen ließen sich über den nach Gründung der Weimarer Republik eingetretenen Genossenschafts-Boom aus den Archivbeständen gewinnen.
In einem Grußwort verwies Kulturstaatsministerin Monika Grütters darauf, dass es ohne Erinnerung kein Kulturgedächtnis der Nation gibt. Inzwischen messe der Archivbestand 420 Aktenkilometer. ++ (ba/mgn/22.10.19 – 180)
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Genossenschaftliches Gründungsfieber in “Weimarer Republik” – 5.000 Neugründungen jährlich
Weimar, 29. November 2017 (genonachrichten). In der Bedeutung des genossenschaftlichen Ausgangspunktes und des Aufbaus eines pluralistischen politischen Systems von “unten nach oben” sah der Schöpfer der Weimarer Verfassung, Hugo Preuß, eine wichtige spezifische Bedingung für das Funktionieren oder Scheitern demokratischer Strukturen. Dieser Umstand dürfte für bundesweit angeschobene und noch zu erarbeitende Projekte richtungweisende Signale für die Genossenschaftsforschung aussenden. Auf einer am Mittwoch in Weimar organisierten Projektmesse “100 Jahre Weimarer Republik” tauschten sich rund 50 Historiker, Museologen und geschichtsinteressierte Bürger aus der gesamten Bundesrepublik Deutschland über Vorhaben, Ideen und Veranstaltungen zum bevorstehenden Jubiliäumsjahr 2019 aus. Stephan Zänker vom 2013 gegründeten Verein “Weimarer Republik” wies eingangs auf den experimentellen Charakter der Projektmesse hin, an deren Zustandekommen das Bundesarchiv, das Deutsche Historische Museum, die Bundeszentrale für politische Bildung und die Friedrich-Ebert-Stiftung beteiligt waren. Der Vertreter des Bundesjustizministeriums, Michael Hölscher, informierte über den Zuwendungsbescheid in Höhe von knapp einer Million Euro, mit dem seine Behörde die Vorbereitung und Durchführung des Jubiläums weiter fördert.
Angesichts eines gegenwärtig eher mickrigen Zuwachses an Genossenschaften, der in den beiden vergangenen Jahren bei jeweils rund 200 lag, dürfte gerade deshalb die explosionsartig zu nennende Zunahme an Genossenschaften in der Kernzeit der Weimarer Republik für wissenschaftliche Untersuchungen besonders interessant sein. Lag die Zahl der Neugründungen vor 1918 noch bei 1.000 jährlich, stieg sie bereits im Jahr 1918 auf mehr als 2.000. In den folgenden drei Jahren kam es zu einem regelrechten Gründungsfieber. In dieser Zeit schnellte die Zahl der Neugründungen auf jeweils rund 5.000 jährlich empor. Erst ab 1926 bis 1933 fiel die Zahl wieder unter die Marke von 2.000 pro Jahr. Insgesamt wuchs die Zahl der deutschen Genossenschaften von 1913 bis 1925 trotz der temporär die Neugründungen überwiegenden Auflösungen und der verlorenen Genossenschaften in den nach Kriegsende abgetretenen Gebieten von 35.026 auf 52.722 an. Das ist ein Gesamtzuwachs von 17.696 Genossenschaften bzw. ein Plus von gut 50 Prozent innerhalb von zwölf Jahren. weiterlesen: