Grenchen/Zürich, 17. Oktober 2019 (geno). Gemeinnütziges Wohnen ist besonders in den Kantonen Basel-Stadt, Zürich und Luzern verbreitet. Nur marginale Bedeutung hat genossenschaftliches Wohnen mit einem Anteil von einem Prozent oder weniger in den Kantonen Tessin, Schwyz, Wallis und Obwalden. Das geht aus einer Studie des Bundesamtes für Wohnungswesen (BWO) im Eidgenössischen Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) hervor. Genossenschaften konzentrierten sich insbesondere in städtischen Kantonen. Neben dem Urbanitätsgrad spielten jedoch auch regionale Eigenheiten eine Rolle. Relativ hohe Anteile fänden sich im traditionellen Industriekanton Schaffhausen sowie in Uri, das traditionell viele Eisenbahner und Armeeangehörige beheimatet. Eine Besonderheit sei die starke genossenschaftliche Abstützung im Kanton Luzern, der weder durch eine starke Industrietradition noch durch einen hohen Anteil an Bundesanstalten geprägt ist. Diese Sonderposition Luzerns außerhalb ihres klassischen Kontextes gelte auch für die kommunale Betrachtungsweise. In 44 Prozent aller Gemeinden seien dort mindestens fünf Prozent aller Wohnungen gemeinnützig organisiert. Diesen Wert erreichen in der überwiegenden Mehrzahl der Schweizer Kantone nicht einmal zehn Prozent aller Gemeinden. Luzern ist übrigens der Sitz von „Wohnen Schweiz“, dem Dachverband der eher bürgerlich geprägten Wohnbaugenossenschaften.
Die soziodemographische Analyse, deren Zustandekommen auch ausgezeichneten Genossenschaftsstatistiken des Alpenlandes zu verdanken ist, gibt weitere interessante Details preis. Den größten Bauboom erlebten Genossenschaftsgebäude in den Nachkriegsjahren bis 1960. Ein Fünftel des heutigen gemeinnützigen Gebäudeparks stammt aus den 1960er Jahren. Außerdem sind die Wohnpreise in Genossenschaften in teuren Lagen deutlich günstiger. In Gebieten mit sehr hohem Wohnpreisniveau wurden pro Quadratmeter Wohnfläche bei kommerziellen Anbietern im Durchschnitt 21,70 Franken erreicht, bei Genossenschaften nur 17,00 Franken.
Ein interessanter demographischer Aspekt: Die über 80jährigen Bewohner sind in Genossenschaften überproportional stark vertreten. Darüberhinaus haben Genossenschaften einen ähnlich großen Anteil an Wohnungsinhabern mit Migrationshintergrund wie im Mietwohnungssektor. Viele Personen mit ausländischen Wurzeln finden offenbar erst nach ihrer Einbürgerung Zugang zu Genossenschaften. „Italienische, portugiesische, spanische, serbische und türkische Staatsangehörige sind in gemeinnützigen Wohnungen im Vergleich zu ihrem landesweiten Bevölkerungsanteil übervertreten“, heißt es in der äußerst informativen Analyse. ++ (wg/mgn/17.10.19 – 177)
Anmerkung der Redaktion GenoNachrichten. Das Genossenschaftsrecht der Schweiz ist nicht mit dem Deutschen Genossenschaftsrecht gleichzusetzen. Dies betrifft insbesondere das Thema der am Gemeinwohl orientierten Wohnungsgenossenschaften. Es gibt auch kein EU weites Genossenschaftsrecht. Standards setzt lediglich der ICA.
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