Belgrad/Leipzig, 9. Oktober 2019 (geno). Dass Jugoslawiens selbstverwaltetes Mischsystem durchaus erforschenswert und nacherlebbar gemacht werden sollte, lässt der Philosoph und Soziologe Todor Kuljic von der Universität Belgrad desöfteren durchblicken. Seiner Meinung nach handelt es sich um eine volle Demokratie, die leider in der heutigen Globalisierung unmöglich ist. Es gehe nicht um bloße Romantik und auch nicht um eine Art der totalitären Demokratie, wie moderne Liberale behaupten. Wie jede andere Idee brauche auch Selbstverwaltung ihre Zeit, in der die sozialen Gegensätze reif genug sind, um so eine Demokratie herzustellen. Solches Gedankengut hatte auch die Teilnehmer der Friedlichen Revolution in der DDR erfasst, die vor 30 Jahren in Leipzig den gesellschaftlichen Umbruch mit ihrer mächtigen Demonstration die in Leipzig einläuteten.
Kuljic beschreibt seine vielschichtige Vision einer alternativen Wirtschaft und Gesellschaft, die nie der wilde Kapitalismus sein dürfe. „Man muss immer eine Mischung verschiedener Eigentumsformen haben, und vor allem eine friedliche Koexistenz verschiedener nationaler und sozialer Gesellschaften. Ohne sozialen Frieden, ohne nationalen Frieden, das wissen wir am Balkan sehr gut, gibt es keine Visionen, keine Utopien, keine reifen Kritiken des Bestehenden. Deshalb steht meine Vision außerhalb des heute normalisierten Kapitalismus.“ ++ (js/mgn/09.10.19 – 171)
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