Genossenschaftsmolkereien Satzungsänderung kann Milchkrise lösen.

Braunschweig, 13. Mai 2019 (geno). Die Klagen der deutschen Milchbauern über sinkende und nicht kostendeckende Rohmilchpreise sind ein seit Jahren und Jahrzehnten eingespielter Klassiker. Sie sind ein bekannter Ohrwurm in den Gefilden von Bedenkenträgern, Dauerkritikern und Schwarzmalern. Nun werden sie darauf eindringlich hingewiesen, dass sie selbst die Verursacher der Misere sind und diese selbst beheben können. Das tut das Thünen-Institut für Marktanalyse. In einer Pressemitteilung wird auf eine Studie hingewiesen. Rund zwei Drittel der Rohmilchmenge in Deutschland wird durch Molkereigenossenschaften und ein Drittel durch Privatmolkereien verarbeitet. Molkereigenossenschaften hätten damit nicht nur einen hohen Marktanteil, sondern auch eine hohe Marktverantwortung. Das Markt- und Preisrisiko in der Wertschöpfungskette Milch sei allerdings recht ungleich verteilt.

Als Lösungsansatz beschreibt das Institut folgenden Weg: „Fallen die Preise stark in den Keller, kann das bei den Milcherzeugern zu existenzbedrohenden Liquiditätsengpässen führen. Das Markt- und Preisrisiko wäre bereits fairer verteilt, wenn die Genossenschaften zwei Veränderungen vornähmen. Erstens müssten sie ihre bisherige Methode zur Berechnung der Erzeugerpreise ändern und den Wert der Rohmilch zum Zeitpunkt der Anlieferung als Grundlage nehmen und nicht zum Zeitpunkt des Verkaufs der Verarbeitungsprodukte. Und zweitens müssten sie die Regelungen zur Abnahmegarantie flexibilisieren und den heutigen Markterfordernissen anpassen. Denn aufgrund dieser Garantie müssen die Genossenschaftsmolkereien aktuell alle Rohmilch ihrer Genossenschaftsmitglieder abnehmen. Dies auch dann, wenn es für die daraus hergestellten Produkte eigentlich keinen Markt gibt. Die Folge ist ein steigender Marktdruck und sinkende Preise. Beide Anpassungen würden dazu führen, dass der Milchpreis seine Kernaufgabe wieder besser ausführen kann – nämlich über den aktuellen Marktzustand zu informieren. Darauf basierend könnten die Milcherzeuger marktgerechtere Produktionsentscheidungen treffen. Für beide Änderungen müssten die Satzungen und Lieferordnungen der Genossenschaften geändert werden.“ Da die meisten Milchbauern selbst Mitglieder der Molkereigenossenschaften sind, können sie also das selbstgemachte Problem in Eigeninitiative dauerhaft lösen. ++ (ln/mgn/13.05.19 – 092)

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