Berlin, 27. März 2019 (geno). „Erst durch die Privatisierungen der vergangenen Jahrzehnte wurde aus dem einst von Genossenschaften dominierten Verband eine Lobby der privaten Immobilienunternehmen.“ Diese Feststellung treffen sechs Mitglieder der Berliner Wohnungsgenossenschaft Neukölln und des Wohnungsbauvereins Neukölln in einem Schreiben an den Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU), das seit wenigen Tagen kursiert und inzwischen von mehr als 100 Wohnungsgenossen und Mietern landeseigener Wohnungsunternehmen unterschrieben worden ist. Sie fordern in ihrer Protestnote an den Verband eine gemeinwohlorientierte Wende des BBU. „Nicht die Interessen der Aktionäre der Deutsche Wohnen, sondern genossenschaftliche Selbsthilfe und die Interessen der Mieterinnen und Mieter sollen im Mittelpunkt stehen. Gemeinwohlorientierte Reformen wie Vergesellschaftung oder die ‚Neue Gemeinnützigkeit‘ für Wohnungsunternehmen dürfen vom BBU nicht behindert, sondern müssen durch sachliche Information gefördert werden“, heißt es. Wohnen als Gemeingut werde in Genossenschaften bereits seit dem 19. Jahrhundert gelebt. Dennoch agiere der BBU, gegründet und mitfinanziert von Genossenschaften, seit Jahren gegen gemeinwohlorientierte Reformen auf dem Wohnungsmarkt. Schon den ersten Mietenvolksentscheid von 2015 habe die Verbandsspitze für verfassungswidrig erklärt. Das wiederhole sich nun. Statt mit einem neutralen Gutachten zur Versachlichung der Diskussion und zur Information beizutragen, gebe es Vorverurteilungen und ein Gefälligkeitsgutachten.
Der im Internet unter www.genossenschaft-von-unten.eu veröffentlichte offene Brief, der dort auch mitunterzeichnet werden kann, schließt sehr emotional und entschlossen: „Wir haben keinen eigenen Apparat, keine feste Stellen, keine tolle Pressearbeit und können uns nicht im Presse- und Besucherzentrum der Bundesregierung einmieten. Wir mögen daher wenige sein und kommen nicht mit Hochglanzbroschüren. Aber wir haben eine Stimme und sagen: nicht in unserem Namen – nicht mit unseren Mieten !“ ++ (fr/mgn/27.03.19 – 063)
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