Heidelberg, 23. Januar 2019 (geno). Unter dem Motto „Miteinander leben – miteinander gedenken“ errichteten die Genossenschaft Badischer Friedhofsgärtner eG, die Stadt Heidelberg und örtliche Friedhofsgärtnereien auf dem Bergfriedhof der Stadt am Neckar den bundesweit ersten Erinnerungsgarten der Kulturen. Er wurde kürzlich von Heidelbergs Oberbürgermeister Prof. Eckart Würzner, und dem Vorstandsvorsitzenden der Badischen Friedhofsgärtner eG, Alfons Seiterle, offiziell eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben.
Die Idee für dieses Grabfeld entstand vor dem Hintergrund, dass sich heute immer mehr Menschen aus anderen Ländern und Kulturen sowie Angehörige anderer Glaubensrichtungen, die seit vielen Jahren in der Region verwurzelt sind, eine Grabstätte in Deutschland wünschen, anstatt sich in ihren Heimatländern bestatten zu lassen. „Wir möchten aber auch die Menschen ansprechen, die besondere Vorlieben für bestimmte Länder haben, wie zum Beispiel diejenigen, die ihre Urlaube ihr Leben lang in Italien oder der Türkei verbracht haben“, sagte Seiterle. Das Terrain des Erinnerungsgartens der Kulturen misst 2.200 Quadratmeter und ist in unterschiedliche Sektoren eingeteilt, die diverse Kulturen und Stile versinnbildlichen: alpin, mediterran, asiatisch, orientalisch und europäisch. Während im asiatischen Bereich Bambus, japanische Ahornsorten, Rhododendron und Azaleen zu sehen sind, gibt es im mediterranen Bereich winterharte Olivenbäume und Palmen. Der orientalische Sektor soll insbesondere Muslime ansprechen, die nicht nach strengen religiösen Regeln leben und auch die Begräbnisrituale etwas lockerer auslegen. Dennoch sind die Gräber nach Mekka ausgerichtet. Geschwungene Wege schlängeln sich durch das Gräberfeld, Bänke bieten Gelegenheit sich niederzulassen und ein Pavillon kann für kulturelle Anlässe wie Buchlesungen genutzt werden. Das Ganze wirkt wie eine liebevoll angelegte Parklandschaft. Der Erinnerungsgarten bietet Platz für Erd- und Urnengräber, bei denen die Namen der Verstorbenen an vorhandenen Grabsteinen eingraviert sind. Zusätzlich werden Urnenbeisetzungen unter einer großen Fichte oder an einem Trockenbachlauf angeboten. Die einzelnen Grabstätten verschmelzen ohne Einfassungen dezent mit der Rahmenbepflanzung.
Das komplette Gräberfeld wird dauerhaft von einer Arbeitsgemeinschaft der örtlichen Friedhofsgärtnereien betreut. Der Pflegeaufwand, der für viele Angehörige oft belastend ist, entfällt. Damit richtet sich das neue Bestattungsangebot vor allem an diejenigen, die sich ein persönliches Grab in gepflegter Umgebung wünschen, sich aber aus Alters-, Gesundheits- oder Berufsgründen nicht um die Grabpflege kümmern können oder wollen. Um das für die komplette Nutzungs- oder Ruhezeit des Grabes zu gewährleisten, wird beim Graberwerb ein Dauergrabpflege-Vertrag mit der Genossenschaft Badischer Friedhofsgärtner abgeschlossen. Bei Abschluss des Vertrages werden die Gesamtkosten für die vereinbarte Dauergrabpflege an die berufsständische Organisation mit Sitz in Karlsruhe gezahlt. Sie legt diesen Betrag nach strengen Anlagerichtlinien an und zahlt jährlich die erbrachten Leistungen der Friedhofsgärtner. Eventuelle Folgekosten werden mit den erwirtschafteten Kapitalerträgen gedeckt. Damit bleiben die Angehörigen des Verstorbenen über die komplette Laufzeit nicht nur von aufwändiger Pflegearbeit, sondern auch von jeglichen Nachzahlungen aufgrund von Preissteigerungen oder Steuererhöhungen verschont. Die Genossenschaft kontrolliert regelmäßig die Arbeiten der Friedhofsgärtner und den Pflegezustand der Gräber.
Der Erinnerungsgarten wurde erstmals auf einer Gartenschau in Mühlacker im Jahr 2015 präsentiert und war dort ein Besuchermagnet. Der Ideengeber für das damalige Pilotprojekt war der Pforzheimer Friedhofsgärtner Christof Hilligardt. Er konzipierte auch das Vorhaben auf dem Heidelberger Bergfriedhof und war für dessen fachliche Umsetzung verantwortlich. ++ (lw/mgn/23.01.19 – 015)
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