Paris/Berlin, 17. Januar 2019 (geno). Eine von dem französischen Forschungsinstitut BASIC erarbeitete Studie zur globalen Kaffeewirtschaft empfiehlt die Stärkung genossenschaftlicher Strukturen beim Anbau von Rohkaffee in den Herkunftsländern. Diversifizierte agroforstliche Produktionsmodelle seien zu fördern. Das deutsche Forum für Fairen Handel und die Organisation TransFair präsentierte am Donnerstag unmittelbar vor Beginn der „Grünen Woche“ in Berlin weitere Ergebnisse der Untersuchung, die von der Organisation Commerce Equitable France, Max Havelaar France und dem Netzwerk „Repenser les filires – Wertschöpfungsketten neu denken“ in Auftrag gegeben worden war. Dabei wurde insbesondere die Kaffeewirtschaft in den Ländern Peru, Äthiopien und Kolumbien unter die Lupe genommen. Anhand dieser Fallbeispiele konnte nachgewiesen werden, dass der faire Handel die Lebensbedingungen der Produzenten verbessert, indem er die Organisationsfähigkeit der Bauern stärkt, die Preisschwankungen auf dem Weltmarkt durch einen Mindestpreis abfedert und die Kooperativen zusätzlich von Prämien für fairen Handel und ökologischen Anbau profitieren. Die Kombination aus biologischem Anbau und fairem Handel wird als besonders wirksam hervorgehoben. Allein in Kolumbien produzieren 67.000 Kaffee-Bauern in Fairtrade-zertifizierten Genossenschaften. Ihnen stehen 16.400 Erzeuger gegenüber, die andere Zertifikate tragen. Im Jahr 2017 stammten 2,5 Prozent der kolumbianischen Exporte aus dem Fairtrade-Handel. In Äthiopien tragen 29 Prozent der Kaffee-Genossenschaften mit 150.000 Mitgliedern das Fairtrade-Siegel. Solch nachhaltige Anbau- und -verarbeitungsweisen haben sichtbar positive Auswirkungen in den Genossenschaften hinterlassen, die den größten Teil ihrer Prämien für Infrastruktur – Bildung, Gesundheit und innere Organisation – ausgeben.
In einer Pressemitteilung informiert das Forum Fairer Handel darüber, dass in Deutschland bereits 78 Prozent des fair gehandelten Kaffees auch bio-zertifiziert sind. Die Studie, deren französisches Original nun auch in einer Kurzfassung auf Deutsch unter dem Titel „Kaffee: Eine Erfolgsgeschichte verdeckt die Krise“ vorliegt, verdeutlicht den rasanten weltweiten Aufschwung der Kaffeeindustrie zugunsten großer Lebensmittelkonzerne und zulasten der Kaffeebauern. Das Fazit lautet: Der globale Kaffeemarkt ist zutiefst ungerecht. Gegenwärtig werden pro Jahr zwei Milliarden Tassen verkauft und getrunken. Der jährliche Umsatz im Handel mit Kaffee beträgt 200 Milliarden US-Dollar. Größter Kaffeeproduzent der Erde ist Brasilien mit einem Anteil von 32 Prozent. Es folgen Vietnam mit 19 Prozent und Kolumbien mit neun Prozent.
Frankreich bezieht seinen Kaffee aus Peru, Mexiko, Guatemala, Kolumbien, Äthiopien und Indonesien. Der Kaffeekonsum in den französischen Privathaushalten ist laut Euromonitor seit 2003 um 1,3 Milliarden Euro gestiegen. Das ist ein Wachstum innerhalb von 15 Jahren um 54 Prozent. Damit liegen die Franzosen bezogen auf die Einwohnerzahl weltweit auf Platz eins, noch vor Deutschland und den USA. ++ (lw/mgn/17.01.19 – 012)
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