Zürich, 12. Dezember 2018 (geno). Eine große 20-Jahre-Gegenüberstellung der beiden genossenschaftlich organisierten Einzelhandelsriesen Coop und Migros präsentiert die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) am Mittwoch.
Vor zwei Jahrzehnten sei die Coop-Struktur mit der heutigen von Migros noch vergleichbar gewesen. Damals habe es 14 Genossenschaften plus Coop Schweiz als für IT oder nationale Logistik veranwortliche Dachorganisation gegeben. Dann sei das heterogene Gebilde 2001 unter dem Titel „Coop Forte“ homogenisiert worden. Die regionalen Einheiten, die zuvor ein Eigenleben mit separater Verwaltung, Management und Jahresabschluss geführt hatten, seien zu einem großen Ganzen zusammengefasst worden. Treibende Kraft sei der heutige Verwaltungsratspräsident Hansueli Loosli gewesen. Seinem Konzept habe der Umstand zugrunde gelegen, dass innnerhalb der Gruppe schubweise immer wieder Fusionen stattgefunden haben.
1950 hat die Organisation noch aus 572 regionalen Einheiten bestanden. 1995 waren es noch 21, drei Jahre später wieder sieben weniger. Dennoch sei man immer vor einer Großgenossenschaft stets zurückgeschreckt, weil ein unmittelbarer Anlass fehlte. Es habe eben keine Krise gegeben. Höhepunkt des Konzernumbaus sei ein dreitägiger Kongress in Montreux im Sommer 1999 gewesen. Dort hätten die Vertreter der verbliebenen 14 Genossenschaften in erstaunlicher Einmütigkeit beschlossen, ihre Autonomie aufzugeben. Die Selbstauflösungsentscheidung sei dadurch begünstigt worden, dass die Regionalität der Gruppe bewahrt worden ist. Nach Aussage von Loosli sei seinerzeit auch eine Umwandlung zu einer Aktiengesellschaft (AG) in Betracht gezogen worden. Die Idee blieb jedoch ohne Chance, weil der genossenschaftliche Geist überwog. Dennoch wurden einige AG-Elemente eingebaut. Strategische und operative Funktionen wurden voeinander getrennt.
Anders als Coop ist Migros keine Einzelgenossenschaft, sondern ein föderaler Verband von elf Genossenschaften, die den zentralen Migros-Genossenschaftsbund (MGB) besitzen. Das führt zu langwierigen Entscheidungsprozessen. Es gibt auch Spannungen zwischen den regionalen Genossenschaften und dem Zentrum. „Im MGB gibt es Gewinnziele, welche die Verwaltung zusammen mit der Geschäftsleitung festlegt. Die Verwaltung kann den einzelnen Genossenschaften jedoch keine verbindlichen Vorgaben machen“, schreibt die NZZ. Hinzu komme, dass Migros von außen wenig Druck verspürt. Außerdem gebe es ein solides Kapitalpolster. Aber Migros habe ein Margenproblem, Coop nicht.
Allerdings verzichtet die Migros freiwillig auf Umsatz und Marge: Die Migros verkauft nach wie vor in ihren Läden keinen Alkohol und Tabak. In Anlehnung an die Grundsätze von Gottlieb Duttweiler wird an diesem Verzicht weiter festgehalten. Durch Entscheid der Delegiertenversammlung des Migros-Genossenschafts-Bundes wurde nach eingehender Diskussion jedoch der Verkauf von alkoholischen Getränken in den von der Migros betriebenen Golfklubs und in einzelnen Freizeitanlagen freigegeben. Dieser Entscheid wird durch die Mehrheit getragen.
(Zitat) ++ (ch/mgn/12.12.18 – 240)
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