Madrid, 29. November 2018 (geno). „La Pajara“ ist eine Genossenschaft. Ein Modell für eine Platform Coop eine Alternative zum digitalen Kapitalismus.
Viele von uns haben früher für große Unternehmen gearbeitet und für sie Lieferungen gefahren. Das ist eine sehr prekäre Arbeit, nahe der Scheinselbstständigkeit. So charakterisiert Cristina Robles in einem zu Wochenmitte von der Tageszeitung“junge Welt“ (jW) veröffentlichten Interview ihre derzeitige Tätigkeit. Sie ist Mitglied von La Pajara, einem Kollektiv von Fahrradlieferanten aus Madrid. Man müsse sich selbst versichern, habe weder bezahlten Urlaub noch Anspruch auf Krankengeld. Zudem hätten Selbständige in Spanien keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld. Darüber hinaus gebe es in diesem System auch nicht die Freiheit zu entscheiden, ob, wann oder mit wem man arbeiten möchte. Zu guter Letzt werde der Job sehr schlecht bezahlt. Um der Malaise zu entrinnen, sei es ihnen ein Anliegen gewesen, „die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und unsere Arbeitsbedingungen eigenmächtig zu gestalten.“
An dem Projekt „La Pajara“, das es offiziell seit zwei Monaten gibt, werde bereits seit einem Jahr gearbeitet. Bislang seien sechs Mitarbeiter beteiligt, die sich die Aufgaben teilen. „Ich zum Beispiel mache ein bisschen von allem: Kommunikation, Lieferung, Verwaltung.“, so Robles. Es gebe viele Bestellungen, die nicht nur auf Essenslieferungen beschränkt sind, sondern auch klassische Kurierarbeit umfasst.
Die junge Spanierin beklagt die geringe Finanzkraft, um das Projekt bekannt zu machen. Um die Lücke zu schließen, habe man sich einem größeren Bündnis von Genossenschaften angeschlossen, das in Frankreich unter dem Namen „Coopcycle“ gestartet wurde. Mit einem selbst entworfenen Open-Source-Code könnten nun alle Beteiligten ihren Service online anbieten. So arbeiten Plattform Kooperativen – oder Platform coop genannt. Nach den Worten von Robles gibt es in ganz Europa ähnliche Projekte. Die Gruppen vernetzen sich nach und nach. Sie teilten das Bedürfnis, aus dem Prekariat herauszukommen. Dieses Motiv sei in ganz Europa präsent. Am Wochenende habe sich beispielsweise die Plattform „Riders por derecho“ getroffen. Das sei das erste Treffen auf nationaler Ebene in Spanien gewesen. Die Teilnehmer seien Arbeiter aus Barcelona, Valencia, dem Baskenland und anderen Orten gewesen. „Wir werden uns weiter vernetzen, um unsere Rechte durchzusetzen“.
Auch in Deutschland entstehen immer mehr platform coop Initiativen die sich national und international vernetzen. Die Platform coop ist eine Alternative zum digitalen Kapitalismus und den damit häufig verknüpften Neoliberalismus. Inzwischen versuchen auch Teile der Politik die Platform coop für sich zu instrumentalisieren. Es geht hier aber nicht nur um große Worte sondern auch um Taten.
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