Rom/Reggio die Calabria, 22. Oktober 2018 (geno). Zwei Genossenschaften im kalabrischen Riace sind der Auslöser eines Generalkonflikts in Italien über den weiteren Umgang mit der Migration. Beide Gemeinschaftskooperativen wurden gegründet, „um Arbeit für die Bevölkerung von Riace und für Migrantinnen zu leisten“, so die italienische Tageszeitung „La Repubblica“. An sie waren ohne die eigentlich offiziell vorgeschriebenen öffentlichen Ausschreibungsverfahren Aufträge zur örtlichen Müllentsorgung vergeben worden. Staatsanwaltschaft und Behörden leiteten deswegen strafrechtliche Ermittlungen ein. Sie richteten sich in erster Linie gegen Riaces Bürgermeister Domenico Lucano. Der Gemeindechef stellte den Zuwanderern aus Afghanistan, Eritrea und Irak leerstehende Häuser zur Verfügung, gründete Genossenschaften für Migranten und brachte sie so in Lohn und Brot. Dafür setzte er mit viel Geschick italienische und europäische Fördergelder ein.
Das seit 1998 laufende kommunale Programm des Bürgermeisters wurde europa- und weltweit bekannt als Musterbeispiel für Flüchtlingsintegration. Lucano wurde 2016 vom Fortune-Magazin als eine der 50 größten Persönlichkeiten des Globus eingestuft . Im eigenen Land geriet Lucanos Gemeindepolitik im Lichte der derzeitigen Regierungspolitik in Misskredit. Er wurde sogar verhaftet und unter Hausarrest gestellt. Inzwischen darf er nicht einmal sein Dorf Riace betreten. Gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft weiter wegen „Beihilfe zur illegalen Einwanderung“. ++ (mi/mgn/22.10.18 – 207)
www.genonachrichten.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel. 0176 / 26 00 60 27