Gedanken zu Neugründungen von Genossenschaften

Wien/Berlin, 1. Oktober 2018 (geno). Genossenschaften entstanden als eine neue Antwort auf die soziale Frage im 19. Jahrhundert und erwiesen sich als so erfolgreich, dass ihre Zahl schnell anwuchs und eine eigene Rechtsform und später auch Verbands- und Verbundstrukturen entstanden sind. Wie der Wiener Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Holger Blisse in der jüngsten Ausgabe des Vierteljahresperiodikums „GenoSplitter“ weiter feststellt, scheint das derzeitige Verbandssystem gegen sich selbst und seine Mitgliedsgenossenschaften zu arbeiten – und zwar in Richtung einer beiderseitigen Aufhebung bei gleichzeitiger Vermögensrealisierung oder Vermögensverlagerung.

Neue Genossenschaften seien kein Selbstzweck, höchstens für Verbände, die Mitglieder als Beitragszahler benötigen. „Aber Genossenschaftsverband ist kein Geschäftsmodell, sondern entsprang historisch der Notwendigkeit, eine Instanz für die Interessenvertretung  und Prüfung zu begründen. Beides ist heute angesichts von Fusionsdruck auch von Seiten der Verbände und Macht- und Vermögenskonzentration aus dem Blick geraten“, so Blisse.

Neue Genossenschaften dürften nicht als Alibi dienen, dass man die alten Genossenschaften an den Markt zu verlieren bereit ist und dafür in Kauf nehme, selbst als Verband zu schrumpfen. Denn das genossenschaftliche System selbst lebe ebenso von Vielfalt wie es zur Vielfalt einer Marktwirtschaft beiträgt. ++ (gs/mgn/01.10.18 – 195)

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