Leipzig, 16. Juli 2018 (geno).Genossenschaftssektor der Katalanen. Das spanische Baskenland und Katalonien tragen im Vergleich zu anderen Gebieten Spaniens mit Abstand am meisten zur Wirtschaftskraft des EU-Mitgliedslandes bei. Das ist vor allem auf die Stärke des genossenschaftlichen Sektors in diesen Territorien zurückzuführen. Das erklärte Prof. Georg Kremnitz von der Universität Wien gegenüber der Redaktion GenoNachrichten. Der profilierte Romanist und Soziologe, der am Wochenende bei der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig einen Gastvortrag über Katalonien unter dem Titel „Von der Hoffnung zur Ernüchterung und zum Separatismus – Etappen einer Entfremdung“, gehalten hatte, nennt und erläutert überzeugende Gründe für diese Ausnahmerolle der beiden spanischen autonomen Regionen. Das dortige große Gewicht der Kooperativen sei dauerhaft und habe langfristig auch in den Zeiten schwerer gesellschaftlicher Umbrüche und der franquistischen Diktatur weder gelitten noch nachgelassen. Im Gegenteil. Der Genossenschaftssektor leiste sogar einen zunehmenden Beitrag zur ökonomischen und sozialen Beitrag zur Stabilität in Katalonien und im Baskenland. Anschauliches Beispiel ist das kooperative Unternehmen Mondragon, das in Zeiten wirtschaftlicher und sozialer Not im Norden der Iberischen Halbinsel entstand und heute weltumspannend tätig ist. Trotz seiner Größe hat es seinen genossenschaftlichen Charakter nicht eingebüßt, sondern sogar noch stärker zum Tragen gebracht. Damit tritt es den Beweis an, das die Kooperationswirtschaft nicht nur lokal und regional erfolgreich ist, sondern sogar gegenüber den üblichen Unternehmensformen in Gestalt von Aktiengesellschaften (AG) und Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH) eine echte Alternative auch im internationalen Bereich bietet.
Kremnitz bezeichnete insbesondere das katalanische Parlament, in dem die Bedeutung von Parteien deutlich gesunken ist, als ein zukunftsweisendes und Optimismus verbreitendes Modell. Es könne zu einem zivilgesellschaftlichen Muster für andere Länder werden. Bedauerlichweise sei der spanische Zentralstaat dem mit immer unverblümteren Mitteln eines „internen Kolonialismus“ entgegengetreten. ++ (ba/mgn/16.07.18 – 138)
www.genonachrichten.de, www.genonachrichten.wordpress.com, www.genossenschaftsnachrichten.wordpress.com, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel. 0176 / 26 00 60 27