Arbeitskreis Wohnungsbaugenossenschaften – Hamburg, 2. Juli 2018 (geno). Die 30 Hamburger Wohnungsgenossenschaften veröffentlichen erstmals die Bestände ihrer rund 132.000 Wohnungen. Darauf haben sich die Vertreter der wohnungswirtschaftlichen Kooperativen als Reaktion auf die Bürgerrecherche „Wem gehört Hamburg ?“ geeinigt. Mit der großangelegten Transparenzoffensive, die von der Recherche-Gruppe CORRECTIV in Zusammenarbeit mit dem „Hamburger Abendblatt“ im Februar dieses Jahres gestartet wurde, sollen die Eigentumsverhältnisse über die rund 700.000 Mietwohnungen der Hansestadt aufgeklärt werden. Wie der CORRECTIV-Projektleiter Justus von Daniels am Wochenende in Hamburg auf der Jahrestagung der Vereinigung Netzwerk Recherche der deutschen investigativen Journalisten (nr) weiter mitteilte, ist gegenwärtig der Hamburger Wohnungsmarkt äußerst undurchsichtig. Selbst die Stadtverwaltung verfüge über keine Übersicht zu sämtlichen Eigentümern. Dankenswerterweise habe sich der Arbeitskreis der Hamburger Wohnungsgenossenschaften sofort der Initiative angeschlossen. Es sei die erste Eigentümergruppe, die vollständigen Einblick in ihren Bestand gewährt. Bereits im Januar hätten sich die Vorstände der Genossenschaften auf einer Sitzung einstimmig dazu entschlossen, die Informationen über ihre Wohnungen zusammenfassend zu publizieren.
„Wir zeigen gern, dass wir ein guter Vermieter sind, der 130.000 Wohnungen zu durchschnittlichen Mietpreisen unterhalb des Mietenspiegels anbietet“, sagte die Sprecherin des Arbeitskreises, Monika Böhm, und ergänzte: „Die Wohnungsbaugenossenschaften sind die Mietpreisbremse dieser Stadt.“ Der durchschnittliche Mietpreis in einer Hamburger Genossenschaftswohnung liegt bei 6,37 Euro pro Quadratmeter und damit gut zwei Euro unter dem aktuellen Hamburger Mietspiegel.
Einige Hamburger Genossenschaften wie die „Wohnungsbaugenossenschaft von 1904“ hatten schon weit vor Beginn der Transparenzoffensive umfassende Informationen über die einzelnen Wohnobjekte auf ihren Webseiten offengelegt.
Der Mieterverein zu Hamburg begrüßt den Schritt der Genossenschaften. Vorsitzender Siegmund Chychla verweist auf andere Länder, in denen Eigentümer am Wohnungsmarkt öffentlich einsehbar sind. „Die skandinavischen Länder sind auch ein gutes Beispiel dafür, dass Transparenz der Grundbücher nichts mit einer Neiddebatte oder an-den-Pranger-stellen zu tun hat. Wir können auch die restlichen Vermieter nur ermuntern, diesem Beispiel zu folgen und mit mehr Transparenz der Geheimniskrämerei oder kruden Verschwörungstheorien zu begegnen.“
Dieser Appell verhallt allerdings zunächst ungehört. Sogar das größte kommunale Wohnungsunternehmen Hamburgs – die SAGA – verweigert nähere Auskünfte über ihre Bestände, die ebenfalls rund 130.000 Wohnungen umfassen. Der mutmaßlich größte private Eigentümer, die Vonovia, gibt lediglich an, dass 11.000 Wohnungen des Unternehmens in verschiedenen Statteilen liegen. Auch der skandinavische Immobilienkonzern Akelius, dem in Hamburg 4.300 Wohnungen gehören, äußert sich nicht dazu, um welche Häuser es sich handelt. Das hat eine Umfrage des „Hamburger Abendblattes“ bei 13 großen Immobilienfirmen ergeben. ++ (wg/mgn/02.07.18 – 128)
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