Genossenschaften in Italien

60 italienische Firmen nach Insolvenz gerettet und als Genossenschaften weitergeführt

Rom, 16. Mai 2018 (geno).  Der Coopfonds des italienischen Genossenschaftsverbundes Legacoop hat in den vergangenen zehn Jahren 60 insolvente Unternehmen gerettet. Sie wurden in Genossenschaften gewandelt und in die Erfolgsspur gebracht. Dabei wurden 1.570 Arbeitsplätze vor der Vernichtung bewahrt oder neu geschaffen.

Die italienische Genossenschaftsbewegung wuchs damit um 1.340 neue Mitglieder. Wie der Fonds jetzt in Rom weiter mitteilte, handelte es sich um kleine und mittlere Unternehmen in zwölf Regionen Italiens. Das jüngste als Kooperative überlebende Unternehmen ist die Dante-Gießerei in Venetien. Der erste auf diese Weise revitalisierte Betrieb war im Jahr 2008 eine zwischen den Städten Parma und Reggio gelegene Krawattenfabrik mit 13 Beschäftigten. Sie gründeten eine Genossenschaft, legten zur Finanzierung ihrer Anteile und der Erstinvestitionen Ersparnisse und Arbeitslosengeld zusammen.

Dabei wurden sie vom Coopfonds erheblich finanziell und konsularisch unterstützt. Grundvoraussetzung für ein solches Arbeiter-buy-out ist die Initiative der von der Insolvenz betroffenen Mitarbeiter.

Insgesamt belief sich das vom Legacoop-Investmentfonds investierte Kapital auf 16 Millionen Euro. Davon sind sechs Millionen Euro als Darlehen ausgereicht worden und zehn Millionen Euro sind Beteiligungen an den neu entstandenen Genossenschaften. Im Durchschnitt lag jede einzelne Coopfonds-Intervention unter der Grenze von 500.000 Euro. Die Mehrzahl der jetzt als Kooperative tätigen Unternehmen haben zwischen zehn und 30 Mitglieder. In zehn Fällen sind es mehr als 30 Genossenschaftsmitglieder.

Coopfonds fördert auch junge genossenschaftliche Start-ups. Vor fünf Jahren im Mai 2013 wurde ein solches Programm eröffnet, an dem Universitäten, Forschungszentren und andere Einrichtungen beteiligt sind. Bislang haben sich 4.000 Bewerber mit 906 Business-Projekten angemeldet. 600 davon wurden als förderfähig eingestuft und 180 Business-Pläne ausgewählt. Prämiiert wurden 64 Start-ups. 32 davon haben sich inzwischen als Kooperative etabliert, 15 befinden sich in der Phase der Genossenschaftsgründung. Neue Projekte sind in Arbeit. ++ (it/mgn/16.05.18 – 096)

www.genonachrichten.de, www.genonachrichten.wordpress.com, www.genossenschaftsnachrichten.wordpress.com, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel. 0176 / 26 00 60 27

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2 Kommentare.

  • Oscar – Danke
    wir müssen Versuchen die Gewerkschaften mit in das Boot zu holen
    Die SPD könnte sich mit dem Thema Genossenschaften befassen und ihr Profil stärken.
    Die Coopgo Initiative will die Gründung von Genossenschaften durch Patenschaften vereinfachen. „Das Motto Genossenschaften fördern Genossenschaften.“
    Berichte doch mal von Deinen persönliche Erfahrungen

  • glückwunsch jenem von euch, der die nachricht im mare magnum der ital. aussendungen gefunden, korrekt übersetzt und zeitnahe veröffentlicht hat.

    in und nach den krisenjahren hat das workers’ buy out (WBO) in italien tatsächlich einen erneuten aufschwung genommen und da kommt der sog. mutualitätsfonds COOPFONDS zu recht zum einsatz, weil dieser „investmentfonds“ mit 3% der bilanzgewinne aller genossenschaften gespeist wird, die dem genossenschaftsverband legacoop auf nationaler ebene (nicht in südtirol) angeschlossen sind nach dem prinzip geld der (alten) genossenschaften für (neue) genossenschaften. Der verband legacoop, der historisch betrachtet anfangs der arbeiterbewegung nahestand, ist derzeit wohl der aktivste auf dem gebiet des modernen WBO.

    In dem deutschprachigen buch , das ich derzeit über die genossenschaften in italien vervollständige, kommt diese nachricht auch vor, dort stehen aber auch zwei aussagen, die den nationalen stolz eines regierungslosen (und nicht regierbaren) italiens etwas schmälern.
    1.
    Das WBO ist in Lateinamerika als empresas recuperadas por sus trabajadores (ERT) entstanden und ist somit im original nicht ein made in italy.
    2.
    in italien hat das WBO mit der „legge marcora“ bereits erste erfolge gefeiert, als 1985 genossenschaftliche Unternehmen als Instrument zur stabilisierung der beschäftigung anerkannt wurden und der genossenschaftliche weg für die rettung der beschäftigung in den maroden staatlichen industriebetrieben anerkannt wurde; dabei müssen die betroffenen arbeiter darauf verzichten, über einen längeren zeitraum arbeitslosenunterstützung selber zu beziehen, weil diese gelder in einer einzigen zahlung den (meist unterkapitalisierten) arbeitergenossenschaften zufließen.
    ok

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