Vier-Länder-Sextett gründet Tischgenossenschaft – Tradition bis in die Antike

Neustadt an der Weinstraße, 7. Mail 2018 (geno). Ein Sextett aus vier Ländern bildete am Wochenende während des Neuen Hambacher Festes bei Neustadt an der Weinstraße eine temporäre Tischgenossenschaft.

Zunächst galt es im Gewimmel der 1.200 Teilnehmer des bundesweit stark beachteten politischen Festes während der ganztägigen Veranstaltung einen gemeinsamen Sammelpunkt zu fixieren. Dabei entwickelte sich ein enorm reger und interessanter Gedankenaustausch, der letztendlich sechs Tischgenossen aus Bayern, Hessen, Thüringen und der Schweiz zusammenführte. Vereinbart wurde, miteinander kurz- ud langfristig in Kontakt zu bleiben, eventuell sogar dem Initiatoren des Treffens auf dem traditionsreichen Hambacher Schloß in der Pfalz – Professor Max Otte – konstruktive Vorschläge und Ideen zu unterbreiten. Denn, so Otte in seiner abendlichen Abschlussansprache, soll und muss es „irgendwie weitergehen“.

So ist es auch im Jahr 1832 gewesen, als sich an derselben geschichtsträchtigen Stätte deutsche, polnische und französische Bürger zusammenfanden, um über konkrete und strategische Schritte in Richtung einer demokratischen Gesellschaftsordnung in Deutschland und Europa zu diskutieren und zu vereinbaren. Das historische Hambacher Fest war zusammen mit dem Wartburgfest 1817 und dem Frankfurter Wachensturm 1833 einer der Höhepunkte des Vormärz, der letztlich zur Erhebung von 1848/49 und zur Frankfurter Nationalversammlung führte.

Dass Genossenschaften per se als Inbegriff demokratischer, wirtschaftlicher und sozialer Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung eine deutlich größere Rolle spielen sollten und sich als Zukunftsmodell bestens eignen, ist unstrittig.  Nicht zufällig wurde die Genossenschaftsidee vor knapp zwei Jahren von der UNESCO auf die repräsentative Liste des immateriellen Weltkulturerbes gesetzt. Es war im Übrigen der erste Vorschlag, der aus Deutschland kam. Zu allem Überfluss aus den Bundesländern Sachsen und Rheinland-Pfalz, auf dessen Territorium sich das Hambacher Schloß befindet.

Tischgenossenschaften haben eine lange Tradition, die sich bis in die Antike nachweisen lässt. Darüber berichtet beispielsweise der deutsche Nationaldichter und Jenaer Geschichtsprofessor Friedrich Schiller im Jahr 1795. In seiner Schrift „Die Gesetzgebung des Lykurg und Solon“ wirft er einen Blick auf die Tischgenossenschaften des griechischen Stadtstaates Sparta und deren Regeln. Damals speisten gewöhnlich fünfzehn Spartaner an einem Tisch zusammen und jeder Tischgenosse musste alle übrigen Stimmen für sich haben, um an der Tafel angenommen zu werden. Dem folgend hat das gerade zwei Tage alte Tischgenossenschafts-Sextett von Hambach noch eine Aufnahmekapazität von mindestens neun weiteren potentiellen Genossen. Und dabei muss es nicht bleiben. ++ (gn/mgn/07.05.18 – 090)

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