Mit Elmar Altvater starb ein prominenter und profilierter Genossenschaftslehrer

Berlin, 3. Mai 2018 (geno). Mitten in die Euphorie des bevorstehenden 200. Geburtstages des Philosophen Karl Marx platzt die traurige Nachricht vom Tod des prominenten Marxismus-Forschers Elmar Altvater.

Das Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin, wo er seit Jahrzehnten als Professor der Politischen Ökonomie  lehrte, bestätigte das am Donnerstag.  Der profilierte Verfechter einer „unvollendeten“ Genossenschaftslehre hatte in seinem Buch „Grenzen der Globalisierung“ bereits 1996 prophezeit: „Der Kapitalismus wird nicht wie der Sozialismus sowjetischer Prägung zusammenbrechen, sondern neue Formen gesellschaftlicher Organisation wie Genossenschaften hervorbringen.“ Noch in einer seiner letzten Veröffentlichungen hatte Altvater seinen Standpunkt bekräftigt und die guten Zukunftsaussichten eines auf Genossenschaften beruhenden Wirtschaftssystems aufgezeigt.

Der Kapitalismuskritik müsse ein Fundament gegeben werden. Sie brauche eine Perspektive. So schrieb Altvater im März 2018 in der Publikation „Jasminrevolution“ über kaum erfolgreiche Fluchtwege aus der Misere, denkbare Lösungswege und ihre Protagonisten: „Doch werden die ‚planetaren Steuermänner‘ nicht umhin können zu lernen,  dass auch im Kapitalozän die Krisen technisch mithilfe des Geoengineerings nicht zu bewältigen sind. Die dritte Sichtweise auf das planetarische Mensch-Natur-Verhältnis bietet daher tatsächlich Anlass für eine ‚melancholische Lähmung'“. Dagegen würden vielleicht die von E.P. Thompson schon im Jahr 1980 erwähnten Alternativen wirksam sein können: die Initiativen der moralischen, der solidarischen Ökonomie, die Genossenschaften, die selbstverwalteten Gemeingüter, auch lokale, indigene Wirtschaftsformen, die nicht durch den Markt, sondern gemeinschaftlich und durch die Wirtschaftsplanung reguliert werden. „Diese Alternativen hat es im Verlauf der jahrhundertelangen Geschichte des Kapitalismus immer und in einer Vielfalt von Formen gegeben. Sie sind möglicherweise trotz (oder wegen) ihres utopischen Überhangs realistischer als die realpolitischen Lösungen“, vermutete der weltweit geachtete Politikwissenschaftler wenige Wochen vor seinem Lebensende. ++(ws/mgn/03.05.18 – 088)

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