Kopenhagen, 19. April 2018 (geno). Private Genossenschaften sind eine dänische Besonderheit. Sie wurden oft als „dritte Wohnform“ zwischen Miet- und Eigentumswohnung bezeichnet. Die Mitglieder besitzen einen Anteil am Vermögen der Genossenschaft und das Nutzungsrecht an ihren Wohnungen.
Seitdem allerdings Genossenschaftsanteile mit Hypotheken belastet werden können, nehmen die privaten Genossenschaftwohnungen immer mehr den Charakter von Eigentumswohnungen an.
Der Anteil privater Genossenschaften am Gesamtwohnungsbestand in Dänemark beträgt 7,5 Prozent und umfasst 190.000 Wohnungen. Die Interessen der privaten Wohnunsgenossenschaften werden von dem in Kopenhagen ansässigen gemeinnützigen Verband „Andelsboligforeningernes Faellesrepraeentation“ (ABF) vertreten. Sie erhielten 1976 durch eine Änderung des dänischen Mietrechts größere wohnungspolitische Bedeutung. Mietern wurde für den Fall, dass ein privater Eigentümer sein Mietshaus verkaufen will, ein Vorkaufsrecht eingeräumt. Heute gibt es private Wohnungsgenossenschaften durch die Übernahme von Mietshäusern in Stadtzentren und Neubaugenossenschaften, deren Siedlungen überwiegend am Stadtrand liegen. Sozial benachteiligte Mieter leben nicht in solchen Genossenschaftswohnungen.
In der aktuellen April-Ausgabe des Magazins „Die Wohnungswirtschaft“ wird das Beispiel der ABF Aarhusgaarden vorgestellt. Der seinerzeitige Eigentümer war eine Versicherungsgesellschaft. Sie wollte das Gebäude verkaufen und musste es erst den Mietern anbieten. Diese mussten dazu eine private Wohnungsgenossenschaft gründen. Mindestens ein Drittel der Mieter muss dazu in die neu gegründete Genossenschaft eintreten. Das geschah im Oktober 1983. Heute hat Aahrhusgaarden 39 Wohnungen. Dazu kommt eine Hausmeisterwohnung, sechs Geschäfte und eine Zahnarztpraxis. Bis auf den Hausmeister sind alle Mieter Mitglieder der Genossenschaft. Die Größe der Ein- bis Fünf-Raumwohnungen variiert zwischen 45 und 125 Quadratmetern. Eine kleine Wohnung von 45 bis 55 Qudratmetern Fläche kostet 250 bis 350 Euro Miete. Der Genossenschaftsanteil beläuft sich auf 100.000 bis 120.000 Euro. Viele der Bewohner haben in dem Gebäude aus dem Jahr 1935 fast ihr ganzes Erwachsenenleben verbracht, sind als Studenten in eine kleine Wohnung gezogen und später als Familie in eine größere. Die Genossenschaft hat in den zurückliegenden zehn Jahren die Fassade komplett saniert und dabei alle Fenster gegen zweifach verglaste Lärmschutzfenster ausgetauscht. Die Kosten beliefen sich auf 1,2 Millionen Euro. Finanziert wurde das mit einer kleinen Mieterhöhung und einem Bankdarlehen. Organisiert war diese Sanierung durch eine Arbeitsgruppe, in der der Vorstand, die Geschäftsleute und die Mieter vertreten waren. Gegenwärtig werden die Wasserleitungen erneuert. ++ (dk/mgn/19.04.18 – 079)
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