Raiffeisens Jubiläum: Leipzig, 30. März 2018 (geno). Vor genau 200 Jahren wurde in Hamm (Westerwald) Friedrich Wilhelm Raiffeisen geboren. Der unter prekären mit acht Geschwistern und einer alleinerziehenden Mutter Aufwachsende avancierte auf einem dornigen Entwicklungsweg zu Deutschlands Genossenschaftspionier der Extraklasse.
In einem Brief an den Grafen Friedrich zu Solms-Laubach fasste Raiffeisen die zentrale Einsicht seines Lebens zusammen: „Nach meiner festen Überzeugung gibt es nur ein Mittel, die sozialen und vor allem auch die wirtschaftlichen Verhältnisse zu bessern, nämlich die christlichen Prinzipien in freien Genossenschaften zur Geltung zu bringen“. Der Grundgedanke, „was wir allein nicht schaffen, das schaffen viele“, wurde von ihm etabliert und in die Praxis umgesetzt. Zunächst in Gestalt von Darlehenskassenvereinen, dann von Genossenschaften.
Die Erfahrung, dass Selbsthilfe wichtiger als Nächstenliebe ist, verdankt Raiffeisen dem sächsischen Mitbegründer der Genossenschaftsbewegung Hermann Schulze-Delitzsch. Mit dem Juristen und Politiker stand Raiffeisen in engem Kontakt. Schulze-Delitzsch widmete sich besonders den Problemen der Handwerker in der beginnenden Industrialisierung, während Raiffeisen sein Engagement auf die zwar nicht mehr leibeigenen, aber dem erbarmungslosen Markt und Großgrundbesitzern ausgesetzten Bauern konzentrierte.
Seine Parole, dass Genossenschaften da sind, um ihre Mitglieder zu fördern und nicht um Profit zu maximieren, ist äußerst aktuell. Nicht ohne Grund begehren heute zunehmend einfache Mitglieder von Genossenschaften gegen Fehlentwicklungen, verkrustete Verband- und Leitungsstrukturen sowie Missbräuche in der Genossenschaftsbewegung auf. Initiativen wie die der „Genossenschaften von unten“ in Berlin und jüngst in Hamburg beweisen das.
Sie brauchen Zuwendung und könnten sich zu neuen gesellschaftspolitischen Modellen der Zukunft qualifizieren. Insofern sollte Raiffeisens Jubiläum eine Rückbesinnung auf die Wurzeln des Prinzips Selbsthilfe freier Genossenschaften auslösen – entschlossene Konsequenzen inklusive. ++ ju/mgn/30.03.18 – 064)
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Anmerkung des Redaktionsteams Genossenschaftswelt. Im Raiffeisenjahr 2018 würde sich Friedrich Wilhelm Raiffeisen mit hoher Wahrscheinlichkeit der coopgo Iniative anschließen oder nach MONDRAGON auswandern. Bereits am 23. März 1889, kurz nach Raiffeisen´s Ableben., wurde im Reichstag der Schutz der Genossenschaftsverbände vor ihren Verwaltungsorgangen gefordert. Diese Forderung wurde protokolliert und besteht noch immer. Daran erinnert die Kampagne WV 23.März89. Du allein kannst nicht viel ändern – Raiffeisen`s Idee was wir allein nicht schaffen, das schaffen viele gilt auch heute. Darum trage dazu bei die Kampagne WV 23.März89 weiterzuverbreiten.