Flammersfeld/Berlin, 21. März 2018 (geno). Die Genossenschaftsidee wird heute so gebraucht wie vor 150 und 200 Jahren. Das sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Dienstag in Flammersfeld (Westerwald) bei einem Besuch der Wirkungsstätte des Genossenschaftspioniers Friedrich Wilhelm Raiffeisen, dessen 200. Geburtstagsjubiläum in diesem Jahr begangen wird. Steinmeier, der Schirmherr des „Raiffeisen-Jahres 2018“ ist, verweist auf seine eigene Herkunft aus einer ländlichen Region. Er wisse, wie sehr insbesondere die Landwirtschaft und die bäuerlichen Betriebe darauf angewiesen waren, dass die Raiffeisen-Genossenschaften funktionieren.
Der Bundespräsident hatte zu Beginn des Jubiläumsjahres, das vor allem von den Genossenschaftsverbänden in Szene gesetzt wird, auf bedenkenswerte Tatbestände reagiert. Sie waren ihm im Dezember vergangenen Jahres in einem Schriftwechsel mit der igenos-Interessenvertretung der mehr als 20 Millionen deutschen Genossenschaftsmitglieder übermittelt worden. In seiner Antwort ließ der Bundespräsident wissen, dass er Wert darauf legt, Themen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten. Er bedankte sich ausdrücklich für die teilweise sehr kritischen Anmerkungen der igenos-Protagonisten. Das betreffe auch die „Aspekte, die Sie als wichtig für eine Reform des Genossenschaftsgesetzes erachten.“ Damit nährt er Hoffnungen auf Seiten des basisdemokratisch orientierten igenos-Netzwerks. Sie kulminieren in dem Satz: Wer die Genossenschaftsidee „beschirmt“, wird die „Miteinander-Gesellschaft“ nicht im Regen stehen lassen.
Wie das Organisationsteam des Raiffeisen-Jubiläums zu Wochenbeginn mitteilte, hatte die Deutsche Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft eine Forsa-Umfrage in Auftrag gegeben. Daraus sei hervorgegangen, dass nur vier Prozent der Befragten „Raiffeisen“ mit einer Person oder Friedrich Wilhelm Raiffeisen als Vater der Genossenschaftsidee verknüpfen. Andererseits stellen 79 Prozent der Kontaktierten den Begriff „Raiffeisen“ mit Genossenschaftsbanken, 76 Prozent mit der Landwirtschaft und 73 Prozent mit Wohnungsgenossenschaften in einen Zusammenhang. 90 Prozent der Auskunftgeber würden einer Genossenschaft beitreten, wenn die sich für ihre Belange einsetzen würde. ++ (rf/mgn/21.03.18 -058)
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1 Kommentar.
Zur Forsa Umfrage. Statistisch gesehen ist jeder 4. Inlandsdeutsche Mitglied einer Genossenschaft. Das sollte dann auch mit Stichprobenabhängigen statistischen Abweichungen (5% plus / 5%minus ) auch für diese Stichprobe zutreffen. Wenn also 90% der Befragten in eine Genossenschaft eintreten würden – dann stellt sich die Frage wo sind unsere Bestands mitglieder „untergetaucht“? Ist es möglich, dass einem Großteil der Befragten die eigene Mitgliedschaft in einer Genossenschaft gar nicht bewusst – oder noch schlimmer – bekannt ist? Woran mag das liegen?