Koopertive Zeitenwende. Oranienbaum-Wörlitz, 22. Februar 2018 (geno). „Es muss eine kooperative Zeitenwende her“. Diese generelle Schlussfolgerung hat am Donnerstag in Oranienbaum-Wörlitz Gerd K. Schaumann, Präsidiumsmitglied des MMW-Bundesverbandes der Cooperationswirtschaft, auf der Jahrestagung seiner Organisation gezogen. Es sei erforderlich, dass sich die vorhandenen „WirKraftPotentiale“ entfalten. Teil einer solchen Vorwärtsbewegung des Bundesverbandes, der in Deutschland als echte Alternative zu den beiden konventionell tätigen Genossenschaftsdachverbänden gilt, sei eine qualifizierte und umfassende Weiterbildung der Vorstände, Aufsichtsräte und Mitglieder der Selbsthilfeorganisationen. Zudem mache sich eine genossenschaftliche Informationsoffensive erforderlich. Dazu erläuterte Schaumann Publikationsformen, die den mentalen Nerv einer breiten Öffentlichkeit treffen sollen. Er stellte eine regelmäßig in Jahresrhythmen erscheinende, tiefgründige Analyse zur „Lage der Genossenschaften in Deutschland“ in Aussicht. Ein gravierender Mangel in der universitären Bildungslandschaft Deutschlands bestehe darin, dass es keinen einzigen Studiengang gibt, der sich mit der Kooperationswirtschaft und dem Genossenschaftswesen beschäftigt. „Willst Du kooperieren oder konkurrieren ?“ dränge sich inzwischen jedoch als eine wichtige Fragestellung in einem modernen Gemeinwesen auf. In diesem Zusammenhang müsse man sich den Gruppen zuwenden, die noch keine eingetragene Genossenschaft (eG) sind. Im Übrigen gebe es hierzulande nicht nur formalisierte eG. Der Bildung von Familiengenossenschaften gelte darüber hinaus besonderes Augenmerk.
Das neu in den Verbandsrat gewählte Mitglied Frank-Andre Schlipp schlug eine stärkere Zusammenarbeit mit französischen Genossenschaften vor. Der Nürnberger, der in Bayern Neuland betreten hat und dort die erste Bildungsgenossenschaft auf Hochschulebene ins Werk setzte, plädierte energisch für eine Kooperation mit französischen Wissenschaftlern und genossenschaftlichen Organisationen im westlich gelegenen Nachbarland. Insbesondere von Ostfrankreich, wo Genossenschaften alltäglicher Bestandteil des Lebens sind, könnten deutsche Genossenschaften viel lernen. Dafür sprächen auch zahlreiche Parallelsituationen in den Sektoren Bergbau, Landwirtschaft und Bildung sowie bezüglich des Status von Metropolregionen. Damit der Einstieg in dieser Richtung gelingt, empfahl Schlipp, die bestehenden staatlichen Vertragswerke zwischen Deutschland und Frankreich zu nutzen. Auch deutsch-französische Städtepartnerschaften könnten dem dienlich sein. ++ (vb/mgn/22.02.18 – 039)
www.genonachrichten.de, www.genossenschaftswelt.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel.0176 / 26 00 60 27
Anmerkung: Der Bundesverband der Kooperationswirtschaft coopgo Menschen machen Wirtschaft MMW e.V. arbeitet eng mit dem genossenschaftlichen Prüfungsverband DEGP zusammen. Derzeit entsteht eine Seminarreihe zur Gründung von coopgo Genossenschaften im ländlichen Raum und ein spezielles Angebot für junge Gründer, die als Team erfolgreich zusammen arbeiten möchten. Aber Kooperationsfähigkeit muss manchmal auch wiedererlernt werden.