Hanoi, 12. Februar 2018 (geno). Vietnam befindet sich mitten in einem genossenschaftlichen Umbauprogramm. Es umfasst den Zeitraum von 2015 bis 2020, in dem der Genossenschaftssektor des asiatischen Landes neu gestaltet werden soll. In welche Richtung der Zug des kooperativen Wirtschafts- und Gesellschaftssektors gelenkt wird, schildert der Auslandskanal des Radiosenders „“Die Stimme Vietnams“ aus Hanoi in einem ausführlichen Beitrag. Mit dem Modell der modernen Genossenschaften könne die vietnamesische Landwirtschaft in eine neue Phase treten. Die Mängel der Altgenossenschaften seien erkannt und könnten beseitigt werden. Einer davon war und ist die Selbstbeschränkung. Das Medium beschreibt die Genesis so: „Früher war das Genossenschaftsmodell die Kapital- und Kraftspende der Bauern. Genossenschaften boten Bauern Dienstleistungen an. Deswegen war der Tätigkeitsumfang von Genossenschaften beschränkt. Sie haben selbst produziert und selbst verbraucht. Sie hatten keine Kontakte mit dem Markt. In der Zeit der Modernisierung der Landwirtschaft und der Warenherstellung in großem Umfang zeigten die veralteten Genossenschaftsmodelle ihre Schwäche. Zum Beispiel produzierten sie nur eine einzige Warensorte. Das führte zum Angebotsüberhang und zur Preissenkung“.
Zur staatlichen Strategie im Umgang mit den Genossenschaften in der Marktwirtschaft äußerte sich in dem Radiosender der Leiter der Wirtschaftsabteilung der Kommunistischen Partei Vietnams (KPV), Vuong Dinh Hue, etwas nebulös und abstrakt: „Man sollte die Rolle, die Bedeutung und das Potential der Kollektivwirtschaft im Allgemeinen zur Kenntnis nehmen. Außerdem muss man veraltete Genossenschaften von den modernen unterscheiden. Ferner muss sich das Bewusstsein der Behörden auf allen Ebenen über die Aufklärung und die Einhaltung des Genossenschaftsgesetzes ändern.“ Obwohl dieses Gesetz schon im Jahr 2012 in Kraft getreten ist, habe es bislang noch nicht die erhoffte Wirkung erzielt. So sei die Zahl der modernen Genossenschaften in den darauf folgenden zwei Jahren nicht so stark angestiegen wie gewünscht. Im Jahr 2014 gab es im ganzen Land mehr als 10.400 Genossenschaften in der Agrarwirtschaft. Davon leisteten jedoch nur zehn Prozent effiziente Arbeit. Zahlreiche Altgenossenschaften wurden aufgelöst, weil sie an konservativen Arbeitsmethoden festhielten. Das Modell moderner Genossenschaften soll den Eintritt Vietnams in den Exportmarkt in einem derartigen Umfang ermöglichen, damit das Land sich angemessen in die bereits unterzeichneten oder noch in der Verhandlungsphase befindlichen Freihandelsabkommen einbringen kann.
Praktische Beispiele für die angestrebten Erfolgsgeschichten bieten die Teegenossenschaft Tan Huong, die nordwestlich von Hanoi tätig ist, und die Drachenfruchtgenossenschaft Tam Vu. Letztere wurde vor zwölf Jahren südlich der Metropole Ho Chi Minh Stadt angesiedelt. Initiator ist der Landwirt Truong Quang An, der etwas Neues mit dem Anbau von Drachenfrüchten ausprobieren wollte. Diese lichtempfingliche Kakteenart zu kultivieren, ist nicht einfach. Doch sie lässt sich gut exportieren, weil ihre exotischen Früchte im Ausland immer begehrter werden. 2008 schloss sich An schließlich mit zwölf Nachbarn und einem Startkapital von umgerechnet 9.000 Euro zur Drachenfruchtgenossenschaft Tam Vu zusammen. Inzwischen hat sie Verarbeitungs-, Verpackungs- und Lagergebäude, die ein Fußballfeld ausfüllen. Die Anbaufläche stieg von 20 auf 90 Hektar. Die Genossenschaftsanteile verzwölfachten sich. Anstatt der anfänglichen 13 Mitglieder sind jetzt 70 Genossenschaftsmitglieder registriert. Deutschland gehört zu einem der Hauptabnehmerländer von Drachenfrüchten aus Tam Vu. ++ (vt/mgn/12.02.18 – 031)
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