Die SPD weiss Bescheid – tut aber nichts nichts um die längst notwendige Reform des Genossenschaftswesens einzuleiten. Der SPD Vize lobt die genossenschaftliche Vergütungssolidarität der spanischen Mondragon Genossenschaft. Vergütungssolidarität bedeutet, die Gehälter der „Obergenossen“ sind auf den 8fachen im Betrieb gezahlten Durchschnittslohn begrenzt. Das ist auch richtig so. Genossenschaften sind Gemeinschaftsunternehmen von dem alle Mitglieder profitieren sollen. Vergütungssolidarität bedeutet aber auch, dass Konzernvorstände kein Interesse an schlecht bezahlten Billigjobs haben können – weil auch ihr Einkommen an das Durchschnittseinkommen gekoppelt ist. Hier gilt der spanische Mondragon Konzern weltweit als Vorbild. In Deutschlands Genossenschaftskonzernen sind Vorstandsvergütungen, Mitgliederbeteiligung, Transparenz und Mitbestimmung häufig kein Thema. Hierfür sorgt eine große Koalition aus „Politik und genossenschaftlichen Selbstverwaltungsorganisationen.“ Berufspolitiker ohne Wahlkreis, Staatssekretäre ohne Amt und andere „Unterbringungsfälle“ aus Politik und Verwaltung, finden immer einen gut bezahlten Posten in unseren Genossenschaftsverbänden. In Deutschland profitieren z.B. die Vorstände der immer größer werdenden Genossenschaftsbanken von der Bilanzsumme und dem Betriebsergebnis. Wenn eine BVR Groß-Genossenschaftsbank auf 400,- € Kräfte setzt, steigt der Gewinn und das Vorstandsgehalt. Ist der Vorstand stark genug – und die Vertreterversammlung spielt mit, wird trotz hoher Erträge mit Genehmigung des DGRV auf die Zahlung einer Dividende verzichtet. Unser Bundeskanzleramt und das Bundespräsidialamt sehen keinen Handlungsbedarf. Warum interessiert sich die SPD nicht für die Genossenschaftsmitglieder? Wie tief ist die SPD in die „Genogate Affäre“ verstrickt? Oder ist es nur die Angst vor den Gewerkschaften- die mit einer genossenschaftlichen Vergütungssolidarität nun gar nichts anfangen können?
So funktioniert Genossenschaft in Europa Archivbeitrag 28/11/2017 zu Mondragon (genonachrichten). Mit großem Lob hat der stellvertretende Bundesvorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), Thorsten Schäfer-Gümbel, das Lohnsystem einer spanischen Genossenschaftstochter in Deutschland bedacht. Bei einem Betriebsbesuch in dem Baunternehmen in Dietzenbach habe er erfahren, dass dort der Firmenchef höchsten achtmal mehr Gehalt bekommt im Vergleich mit einem normalen Lagerarbeiter. Die Baufirma gehört zu einem genossenschaftlich organisierten Unternehmen, das weltweit mehr als 120.000 Mitarbeiter hat. Bei der Deutschen Bank laufe ein solcher Gehaltsvergleich zwischen Angestellten und Vorstandssprecher auf das Verhältnis 1:500 hinaus. Den Namen des spanischen Unternehmens wollte der SPD-Politiker, der in Leipzig an einer Diskussion über die Wirtschaftspolitik der Zukunft teilnahm, allerdings nicht nennen. Jedoch passt seine Beschreibung genau auf das imposante Firmenkonglomerat Mondragon mit Hauptsitz im Baskenland.
Die in den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in dem kleinen Ort Mondragon von einem katholischen Priester gegründete Genossenschaft hat in den darauf folgenden Jahrzehnten global expandiert. Sie ist in 41 Ländern der Erde mit Produktionsfilialen und Niederlassungen präsent. Die Erzeugnisse werden in 150 Ländern verkauft. Die Mega-Genossenschaft, zu der 102 Einzelgenossenschaften, 140 Tochtergesellschaften und acht Stiftungen gehören, hat sogar eigene Bildungseinrichtungen bis hin zur Universität und Akademie. Laut aktuellem Geschäftsbericht lernen unmd studieren dort rund 8.000 junge Leute. ++ (ge/mgn/28.11.17 – 237)
Archivbeitrag vom 21.12 2015 (genonachrichten.de). Spanien hat ein gesamtstaatliches und 14 regionale Genossenschaftsgesetze. Besondere Vorzüge weist das “La ley de cooperativas del Pais Vasco” – das Kooperativengesetz im Baskenland aus. Musterbeispiel dafür sind die Mondragon-Genossenschaften, deren Statuten von fünf Grundsätzen geprägt sind: Arbeitsplatzbeschaffung, Vergütungssolidarität, gleichmäßige Kapital- und Gewinnverteilung sowie eine demokratische Betriebsorganisation. Letztere geht auch über den Rahmen des Unternehmens selbst weit hinaus und übt großen Einfluss auf die politische Regionalentwicklung aus. So enthält das 1982 vom baskischen Parlament erlasssene Genossenschaftsgesetz die Regelung, dass die Genossenschaftsvertreter in zahlreichen staatlichen und korporatistischen Gremien sitzen. So werden ihre Interessen bei regionaler Wirtschafts- und Sozialpolitik gewahrt. Am Beispiel Mondragon mit seiner Fabrikation von Haushaltsgeräten, Möbeln und Maschinen lässt sich eindrucksvoll nachweisen, dass dies ein Stabilitätsfaktor bei der Bewältigung von Krisen ist. Arbeitsplatzsorgen müssen sich die Mondragon-Mitglieder trotz der hohen Arbeitslosenrate im Baskenland nicht machen. Zudem ist der Dachverband baskischer Kooperativen über den “Consejo Superior de Cooperativas de Euskadi” – Oberster Rat der Kooperativen des Baskenlandes – direkt an die Regierung angegliedert.
Darüber hinaus gewinnt Mondragon durch die Existenz seiner Studentenkooperative Alecoop kontinuierlich junges hoch qualifiziertes Personal. Die Ingenieurtechnik-Studenten können dort durch Halbtagsarbeit ihre Ausbildung finanzieren. Diese 1970 gegründete Kooperative wird von Studenten in Selbstverwaltung betrieben. Diese Beispiele widerlegen eindrucksvoll die klassischen Vorurteile und wirtschaftsliberale Theorien über eine prinzipielle Ineffizienz der Selbstverwaltungsökonomie gegenüber privatkapitalischen Wirtschaftsweisen. ++ (es/mgn/21.12.15 – 323)
www.genonachrichten.de, www.genossenschaftsnachrichten.de www.genossenschaftswelt.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mg), tel. 0176 / 26 00 60 27
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