Brüssel/Kuala Lumpur/Berlin, 18. Januar 2018 (geno). „In Krisenzeiten erweisen sich Kooperativen als nachhaltige Alternativen“. Das stellte der neugewählte ICA-Präsident der Internationalen Genossenschaftsallianz (ICA), Ariel Guarco, in einem Interview mit dem jüngsten e-Newsletter der ICA „The Global Voice of Co-operatives“ fest. Das sei auf die Werte und Grundsätze zurückzuführen, auf denen Genossenschaften basieren. Zahlreiche Studien und Berichte zeigten dass Kooperativen elastischer – sogar unverwüstlich – sind im Vergleich zu anderen Geschäftsmodellen. Angesichts der systemischen Krise und den wiederholt durchgeschüttelten Volkswirtschaften erzeuge die kooperative Beschäftigung eine starke Identifikation und ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das die Arbeit sicher und stabil macht. Die von den Rochdale Pioneers hervorgebrachten Prinzipien seien auch jetzt noch die Werte von Genossenschaften. Daran habe sich bis heute nichts geändert. „Wenn es gelingt, unsere kooperative Botschaft zu kommunizieren, dann werden wir mehr und mehr Wohlstand für die Menschen erreichen“, so Guarco. Die ICA müsse integrativ wirken. Mit der „kollaborativen Wirtschaft“ könne geholfen werden, technologische Plattformen zu demokratisieren und dies quer durch die Weltwirtschaft zu tun. So könne der Vision von Gro Harlem Brundtland näher gekommen und eine globale Stabilität erzielt werden, die ansonsten durch Friedensgefährdungen und den permanenten Klimawandel aus den Fugen zu geraten droht.
Der in Argentinien beheimatete ICA-Präsident war kürzlich bei der ICA-Generalversammlung im malaysischen Kuala Lumpur mit überwältigender Mehrheit gewählt worden. Er erhielt 671 von 691 Stimmen. Er löste die Kanadierin Monique Leroux ab, deren reguläre Amtszeit abgelaufen war. Guarco ist auch Vorsitzender der argentinischen Genossenschaftsföderation Cooperar. Unter deren Dach sind 67 Genossenschaftsbündnisse, 5.000 Genossenschaften und zehn Millionen Mitglieder vereinigt. Guarco stammt aus einer Familiengenossenschaft, in der seine Mutter und später auch er eintrat und arbeitete.
Die ICA vertritt mit ihren 306 Mitgliedsorganisationen aus 105 Ländern direkt 700 Millionen Genossenschaftsmitglieder. Ariel Guarco nannte weitere beeindruckende aktuelle statistische Zahlen der weltweiten Genossenschaftsbewegung. „Wir wissen, dass 1,217 Milliarden Menschen Mitglieder in 2,94 Millionen Genossenschaften sind.“ Es habe 2017 hohe Zuwächse gegeben. Diese Zahlen lassen den deutschen Anteil kläglich erscheinen. Wie der Deutsche Genossenschafts- und Raiffeisenverband (DGRV) am Mittwoch in Berlin bekanntgab, wurden im vergangenen Jahr 90 neue Genossenschaften unter seinem Dach gegründet. Das sind fünf weniger als im Vorjahr. Mehr als die Hälfte der Neueintragungen entfiel auf die beiden Bereiche Dienstleistungen (24) und Energie (24). Weitere Neugründungen fanden beispielsweise in den Bereichen Bildung und Beratung (9), Wohnprojekte (9) und Dorfläden (9) statt. ++ (ic/mgn/18.01.18 – 014)
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https://www.genonachrichten.de/zdk-genossenschaftsentwicklung-stagniert-per-saldo-nur-drei-neue-genossenschaften-2017/
1 Kommentar.
Wenn wir die Anzahl der Genossenschaftsgründungen im Jahr
2017 von 188 den darin enthaltenen 90 DGRV Gründungen gegenüberstellen, dann sinkt der DGRV Marktanteil gegenüber dem unabhängigen Genossenschaftssektor weiter. Die neue Genossenschaftsbewegung, zu dem sich auch die coopgo Initiative
zählt, wächst weiter.