Barcelona, 21. Dezember 2017 (geno). Die Katalanen sind nicht nur beherzte Kämpfer für ihre Souveränität, sondern auch langfristig genossenschaftliche Vordenker und Innovatoren. Die Autorinnen Ariadna Serra und Ale Fernandez nennen Katalonien die Wiege verschiedener Bewegungen – etwa der Genossenschafts- und Unabhängigkeitsbewegung, des Anarchismus und des Naturismus. „Das prägte das Nachdenken über Gesellschaft in diesem Landstrich. Und es hat auch das Denken jener geprägt, die zur Integralen Katalanischen Kooperative (CIC) gehören, auch wenn diese keiner speziellen Denktradition verschrieben ist, vielmehr ihre eigenen Prinzipien diskutiert und danach handelt.“ Die CIC habe auch aus anderen Ereignissen Kraft geschöpft. Dazu gehöre die Degrowth-Rundfahrt vom Frühjahr 2009, eine Radtour durch alle katalanischen Landkreise, um die Prinzipien eines Wirtschaftens jenseits des Wachstums bekannt zu machen. Zudem trugen dazu die Flugschriften „Crisis“, „Podemos“ und „Queremos“ bei, die einen starken Einfluss auf die öffentliche Diskussion zur Selbstverwaltung und Selbstermächtigung hatten. Schließlich seien die vielen Tauschnetzwerke zu nennen, die sponatan an mehreren Orten zugleich entstanden und die sogenannten Sozialwährungen nutzen.
In diesem Kontext entstand als neueste Kreation im Mai 2010 die CIC mit ihrem ersten „Versammlungstag“, dem „Joornada Asamblearia“, an dem sie einige auf dem Konsensprinzip fußende Grundfragen klärten. Seitdem gehören die Versammlungstage zum festen Repertoire der CIC. „Sie sind offen und ’nomadisch‘, das heißt, sie finden immer an verschiedenen Orten Kataloniens statt, jeweils an einem Wochenende am Monatsende“, teilen Serra und Fernandez mit. So könne die Kooperative ihr nahestehende Projekte kennenlernen und sich dabei zugleich dezentralisieren. Die Versammlungen enden nicht selten mit einem improvisierten Konzert. Während der 47 Jornadas Asamblearias vor zwei Jahren ging es um Fragen der Gesundheit, des Lebens in Gemeinschaft und um die Prinzipien der Integralen Revolution.
CIC hat eine rasante Entwicklung zu vermelden. Nach den ersten vier Jahren ihrer Existenz hatte sie bereits 2.600 Mitglieder. Letztlich machen aber viel mehr mit, denn eine Mitgliedschaft ist nicht Pflicht. „Unser Haushalt stieg seit unserer Gründung von null auf 458.000 Euro. In nur vier Jahren ! Von den Immobilien, die wir vergemeinschaftet haben, ist Calafou die wichtigste. Wir verwandeln diese alte Industriesiedlung, die wir 2011 gemeinsam gekauft haben und seither renovieren, in eine postkapitalistische, öko-industrielle Siedlung“ lassen die beiden Autorinnen wissen.
Inzwischen macht das Beispiel in Europa Schule – so in Frankreich und Portugal. Auch Deutschland hat in Vorpommern schon eine solche Siedlung. ++ (ka/mgn/21.12.17 – 263)
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