Genossenschaftsbanken geben Anlass zu Neuinterpretation des Weltspartages

Leipzig, 30. Oktober 2017 (geno). Der jedes Jahr am 30. Oktober stattfindende Weltspartag bietet auch 2017 aufgrund der kaum noch vermittelbar niedrigen Zinsen wenig Anlass, die Menschen zum Sparen zu ermuntern. Dennoch tun es die Finanzinstitute, darunter auch der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR). Vorstand Andreas Martin hatte bereits vor sieben Tagen, dem Beginn einer alljährlich als Weltsparwoche deklarierten Aktionszeit, darauf hingewiesen, dass Deutschland ein Land der Sparer bleibt. Die Sparquote liege stabil bei 9,7 Prozent. Das Gesamtvermögen der privaten Haushalte betrage 14,2 Billionen Euro im Jahr 2016. Allerdings bereite ihm der Anteil der Nichtsparer in den unteren Einkommensklassen Sorge. Er habe zugenommen. Angesichts des niedrigen Zinsniveaus fehle der Anreiz, Geld zurückzulegen. Dennoch bleibe die Herausforderung, für das Alter vorzusorgen. In diesem Zusammenhang wies er auf die 16,5 Millionen Riester-Verträge hin. Er empfahl dieser Sparart, deren Ruf sich allerdings erheblich verschlechtert hat, weiter nachzugehen.

Eventuell ist die Herausgabe einer Pressemitteilung der Genossenschaftsbanken am Montag – dem eigentlichen Weltspartag – als diskreter Ratschlag zu bewerten. Darin wird die Lage der ökologischen Landwirtschaft in Deutschland dargestellt. Sie habe ein deutliches Wachstum zu verzeichnen und werde auf diesem Kurs bleiben. Der Flächenanteil im ökologischen Landbau habe deutschlandweit im vergangenen Jahr von 6,5 auf 7,5 Prozent zugelegt. Gegenwärtig stünden 1,25 Millionen Hektar Agrarfläche unter ökologischer Bewirtschaftung. Dass Ökologie im Agrarbereich Ressourcen spart und die Umwelt schont, ist eine Binsenweisheit. Eventuell soll diese Art des naturnahen Wirtschaften künftig in die Weltsparwoche integriert werden, zumal sich das Thema im Finanz- und Geldsektor faktisch als obsolet erwiesen hat. Eine Umdeutung und Neuinterpretation des Weltspartages liegt scheinbar in der Luft.

Der Finanzjournalist Manfred Gburek schreibt auf dem Portal tichyseinblick.de dazu den nötigen Klartext: „Lieber das Sparschwein noch mehr als bisher mit Barem füllen, denn Banken und Sparkassen bieten ihren Kunden real, also nach Abzug der Inflationsrate, nur noch negative Sparzinsen an – und erheben dafür sogar noch Gebühren. Das ist Enteignung, das hatten sich die Initiatoren des Weltspartages anno 1924, ein Jahr nach der deutschen Hyperinflation, ganz anders vorgestellt.“

Die „Erfindung“ des Weltspartages geht auf den 1. Internationalen Sparkassenkongress im Jahre 1924 zurück. Er fand in Mailand statt unter Beteiligung von Vertretern aus 27 Ländern von Japan bis Uruguay. Ursprünglich sollte es der letzte Werktag im Oktober sein. In Deutschland wird er allerdings in der Regel um einen Tag vorgezogen, weil der 31. Oktober in einigen Bundesländer ein Feiertag ist. In diesem Jahr des 500. Reformationsjubiläums trifft das sogar für alle 16 deutschen Bundesländer zu. ++ (gr/mgn/30.10.17 – 216)

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