Genossenschaftsbanken suchen neue DNA – Ohne Innovationen droht Exitus

Brüssel, 6. September 2017 (geno). Neue Einnahmequellen sind eine Überlebensfrage. In den nächsten fünf bis zehn Jahren werden Finnlands Genossenschaftsbanken 30 bis 40 Prozent ihrer Erträge verlieren. Diese düstere Prognose offerierte der Innovationschef der finnischen OP-Finanzgruppe, Harri Nummela, auf einer Tagung der European Association of Co-operativ Banks (EACB) in Brüssel, über die die neueste Ausgabe des österreichischen Genossenschaftsmagazins „cooperativ“ berichtet. Wenn Genossenschaftsbanken so weiter machten wie bisher, werden sie vom Markt verschwinden, steht für ihn fest und setzt mit dieser Exitus-Prognose ein deutliches Warnsignal. Die zentrale Frage laute, wo neue Einnahmequellen zu erschließen sind, um die Profitabilität zu bewahren. Kunden würden nicht länger Dienstleistungen basierend auf Produktstrukturen der Banken nachfragen, sondern ihre Wünsche viel stärker auf den persönlichen Bedarf abstellen. „Sie wollen mehr als nur Häuser kaufen und versichern“, so der Finne.  In Zukunft würden Bankdienstleistungen in größeren Einheiten verkauft werden, die auf Kundenbedürfnissen beruhten und nicht auf Produktstrukturen. Für Nummela ist klar: „Wenn die junge Generation in der Bank an Bord kommt, dann braucht die Finanzdienstleistungsindustrie eine neue DNA“.

Die OP Financial Group gehört zu den größten Finanzgesellschaften Finnlands. Sie besteht aus 180 kooperativen Banken und ihrer zentralen Organisation. Die Finanzgruppe hat mehr als 1,4 Millionen „Kundenbesitzer“. Sie bietet Einzelhandels- und Handelsbankdienstleistungen in ganz Finnland an sowie einen umfangreichen Assekurenz-Service. Im Jahr 2014 hat OP die Expansion in den Gesundheits- und Wohlfühlmarkt angekündigt. Inzwischen betreibt die OP-Finanzgruppe bereits ein Krankenhaus in der Helsinki-Region.

Ob die aus aller Welt angereisten Tagungsteilnehmer die Hiobsbotschaft aus dem hohen Norden Europas verstanden haben oder mit ihr übereinstimmen, ist aus dem Pressebericht nicht klar ersichtlich. Gerhard Hofmann, Vorstand des deutschen Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) sowie EACB-Präsident, scheint sich zumindest der Dramatik der Situation bewusst zu sein, denn er forderte in seinen Schlussbemerkungen die Genossenschaftsbanken dazu auf, „mit agiler operationaler Exzellenz“ einen stärkeren Fokus auf die Bedürfnisse der Kunden zu legen. Ob diese dringende Empfehlung sich bis zur Basis der 972 deutschen Volk- und Raiffeisenbanken herumspricht und kreativ beherzigt wird oder nur tröpfchenweise durchsickert und formal zur Kenntnis genommen wird, dürfte die Zukunft zeigen. ++  (fi/mgn/06.09.17 – 179)

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