Leutkirch, 1. September 2017 (geno). Vor fünf Jahren wurde der Genossenschafts-Bahnhof Leutkirch fertiggestellt und seiner Bestimmung übergeben. Die im Oktober 2010 gegründete Bürgerbahnhof eG hatte kurz nach ihrem Entstehen mit der Sanierung des vor dem Verfall bedrohten, unter Denkmalschutz stehenden 125jährigen Bauwerks begonnen. In einer beispiellosen Kampagne hatten die Leutkircher ihren Bahnhof vor dem Untergang gerettet und einer neuen attraktiven Nutzung zugeführt. Absicht der 161 Gründungsmitglieder war, das nötige Kapital durch den Verkauf von tausend Geschäftsanteilen zu je 1.000 Euro aufzutreiben. Die Summe von einer Million Euro war überraschend rasch beisammen, die Nachfrage nach Anteilen jedoch immer noch hoch. Symbolisch wurde deshalb der ursprüngliche Rahmen um 111 Geschäftsanteile aufgestockt. 1,111 Millionen Euro standen nun als Eigenkapital zu Verfügung, um die notwendigen Umbauarbeiten zu veranlassen. Die gesamten Sanierungskosten in Höhe von 2,5 Millionen Euro wurden aus kommunalen Quellen und aus Fördertöpfen des Landes Baden-Württemberg ergänzt. Zuvor hatte die Genossenschaft die Liegenschaft von der Stadt Leutkirch in Erbpacht übernommen. Sie muss dafür jährlich 10.000 Euro an die Stadtkasse zahlen. Das wird aus den laufenden Einnahmen bestritten, die der Bürgerbahnhof eG aus diversen Verpachtungen und Vermietungen der Räumlichkeiten zufließen. Zu den wichtigsten Nutzern gehört die Gastronomie mit Biergarten und Wirtshausbrauerei. Im Dachgeschoss befindet sich ein Informationszentrum „Nachhaltige Stadt“ mit Vortragssaal. In der weiteren Perspektive ist an ein Fahrradhotel in drei ehemaligen Eisenbahn-Schlafwagen gedacht.
Rund 85 Prozent der Genossenschaftsmitglieder kommen aus der Gemeinde Leutkirch. Der Rest sind ehemalige Leutkircher, Personen, die dort arbeiten, oder Menschen mit einem besonderen Bezug zu Stadt und Region. Die Zeichnung von Anteilen auswärtiger Interessenten hat der Vorstand ganz bewusst genehmigt, weil die Idee vom Bürgerbahnhof über die Grenzen von Leutkirch hinweggetragen werden soll. Inzwischen hat diese Art Modell-Export Früchte getragen. Sulzfeld in Baden, Dießen am Ammersee und Murnau am Staffelsee belegen das. Sogar der hohe Norden ist infiziert, wie Cuxhaven, Vlotho und Wedel zeigen. Im ostdeutschen Land Brandenburg hat Neustadt an der Dosse Interesse an dem Muster aus Baden-Württemberg. ++ (bf/mgn/01.09.17 – 176)
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