Berlin/Leipzig/Trier, 17. Juni 2017 (geno). Mit Fulminanz, Passion und Prägnanz startet in Deutschland eine neue genossenschaftliche Bewegung, die sich sowohl der vor 500 Jahren begonnenen Reformation verpflichtet fühlt als auch den rebellierenden Geist des Arbeiteraufstandes 1953 und der Friedlichen Revolution 1989 in der DDR atmet. „Wir sind das Volk“ hieß es damals im ostdeutschen Teil Deutschlands. Nun heißt es in ganz Deutschland „Wir sind das Volk“, wenn 22 Millionen Genossenschaftsmitglieder eindringlich und in Permanenz aufgefordert werden, sich ihrer demokratischen Rechte zu bemächtigen und sie auch tatsächlich auszuüben. Auf der Internet-Kommunikationsbaustelle www.genossenschaftswelt.de werden substanzielle Informationen vermittelt und ausgetauscht, die einfache Genossenschaftsmitglieder direkt miteinander verbindet und ins Gespräch bringt. Um althergebrachte hierarchische Strukturen schrittweise zu überwinden, sind innovative Praktiken grundlegender Art vorgesehen. Damit werden die Mitglieder der Genossenschaften und der Zivilgesellschaft aufgerufen, miteinander in einen konstruktiven Dialog zu treten und einen friedlichen Umgang miteinander zu pflegen nach dem Prinzip „‚Ablass‘ von Konkurrenz – ‚Einlass‘ der Kooperation.“. Bewusst werden Bezüge zu der vor 500 Jahren begonnenen, zunächst auf die Welt des christlichen Glaubens eingeengte Wandlungsprozesse hergestellt. Es werden unabweisbare Gründe dafür dargelegt, „warum eine Neue Reformation erforderlich ist“. Dazu stellt der Mitinitiator der Genossenschaftswelt, Gerald Wiegner, in einem der nun vorgelegten Grundsatz-Papiere fest: „Heute geht es um eine – wahrscheinlich noch viel bedeutsamere – Situation. Wir stehen vor der Klärung der Frage, ob wir weiterhin glauben können und sollen, dass Menschen – sozusagen evolutionsbedingt oder naturgemäß – darauf festgelegt sind, untereinander in einem ständigen ‚Gegeneinander‘ (Konkurrenz) zu stehen oder ob dies eine falsche Annahme ist, die man uns Menschen seit Jahrhunderten – bewusst oder unbewusst – hat Glauben gemacht.“ Die Tragweite dieser gewaltigen Herausforderung ahnten die Repräsentanten in Politik und Gesellschaft oder sähen sie bestenfalls, seien jedoch unsicher, die notwendigen Wege aufzuzeigen und auch zu gehen.
So ist es in einem der vier General-Konzepte unter dem Titel „Codex Reformation-Kooperation“ beschrieben. In den anderen Grundsatz-Dokumenten geht es unter anderem um Selbstorganisation und um Genossenschaften als Rückgrat der „WirKraft-Wirtschaft“. Es wird eine neue Genossenschaftswelt skizziert, die ihren ursprünglichen Prinzipien der Selbstverwaltung, der Selbsthilfe und der Selbstverantwortung wieder näher kommt und sie auch tatsächlich praktiziert. Vorgesehen sind deshalb auch neue Institutionen und Gremien wie ein ReformationsRat, ein SelbstorganisationsRat, ein KooperationsRat und ein GenossenschaftsRat. Die Dokumente stehen ab sofort der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung und laden zur Diskussion ein.
Mit diesen grundsätzlich neuen Ansätzen soll auch ein Beitrag dazu geleistet werden, dass der kürzlich von der UNESCO auf die repräsentative Liste des Immateriellen Weltkulturerbes gesetzte deutsche Vorschlag der Genossenschaftsidee nun auch zu alten und neuen Ehren kommen kann. Dazu sind viele Bürokratismen, Verkrustungen und Dogmen, die über Jahrzehnte, sogar Jahrhunderte der freien Genossenschaft Zügel und Fesseln angelegt haben, zu erkennen, zu bekämpfen und abzuschaffen. ++ (po/mgn/17.06.17 – 119)
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