Wehr, 7. Juni 2017 (geno). In der südbadischen Region expandierten vor Jahrhunderten die Brunnengenossenschaften. Das dokumentiert derzeit in Öflingen eine Austellung mit dem Titel „Vom Siedlungsplatz zur Industriegemeinde“ zum 750sten Bestehen des Ortes. Über historische Details berichtet die „Badische Zeitung“ am Mittwoch ausführlich. So gründeten Ende des 17. Jahrhunderts im Oberdorf die Bauern Joglin Urich, Johannes Keser, Adam Rotz, Fridlin Rotzler und Lorenz Meyer die erste Brunnengenossenschaft von Öflingen. Das Quintett fasste gemeinsam eine Quelle und baute eine Wasserleitung zu einem Brunnen, der dann allen diente. Die Wasserleitungen waren damals aus Holz, das mit Bohrern ausgehöhlt wurde.
In einem Vertrag wurden die Pflichten und Rechte der Genossenschaftsmitglieder verankert. Es gab klare Regeln über den Umgang mit dem Brunnen, um Verunreinigungen zu vermeiden, denn das Wasser war als Trinkwasser für Mensch und Tier bestimmt. In manchen Gegenden wurden harte Strafen gegen Verunreinigungen verhängt. Später legte die Genossenschaft auch Leitungen zu den einzelnen Höfen und Brunnen. Später kamen weitere Brunnengenossenschaften in Wasen, im Mitteldorf, in Brennet und in Günnenbach dazu.
Eigentlich hätte man sich in der südbadischen Region nur an die Römer erinnern müssen, die in Augusta Raurica (das heute zu Augst in der Schweiz gehört. Sie hatten eine Wasserleitung von Liestal her gebaut. Doch nach dem Ende des Römischen Weltreichs dauerte es mehr als tausend Jahre, bis in der Schweiz wieder eine Wasserversorgung erwähnt wird. 1368 in Windisch.Sie ging ebenfalls auf die Römer zurück. 1541 wurden im Schweizer Grenchen, 1616 bei Dornbirn schließlich Brunnengenossenschaften gegründet. In Öflingen, das damals zu Vorderösterreich gehörte, war es 1692 so weit. Das Oberdorfer Bauern-Quintett wurde tätig.
Die Brunnengenossenschaft im Wasen wird noch heute aktiv betrieben. Der Wasenbrunnen beim Haus Turbeis wird Tag und Nacht mit Wasser der Genossenschaft gespeist. Dies ist dem inzwischen verstorbenen Hans Urich zu verdanken. Urich hatte erfahren, dass die Stadt Wehr diese Wasserleitung stillegen wollte und hat daraufhin einige Genossen alarmiert. Eine Abordnung der Brunnengenossenschaft verhandelte mit dem damaligen Beigeordneten Helmut Huber, der sich dann erfolgreich für den Erhalt der Leitung einsetzte.
Bei der Brunnengenossenschaft Wasen gibt es noch eine Besonderheit. Ihre Brunnenstube – die Einfassung der Quelle – liegt im Gewerbegebiet der Brennet AG und kann nur gereinigt werden, wenn der Kanal abgelassen ist. Im Grundbuch ist dazu vermerkt, dass die Firma den Zugang zur Brunnenstube im Bedarfsfall schaffen muss und sie für die Leitungen im Bereich des Kanals unterhaltspflichtig ist. ++ (wa/mgn/07.06.2017 – 112)
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