Genossenschaft rebelliert gegen traditionellen Journalismus – „Projekt R“ stillt Durst nach werbefreien Medien

Zürich, 19. Mai 2017 (geno). „In gut siebeneinhalb Stunden waren die angepeilten 750.000 Franken von 3.000 Unterstützern beisammen gekommen. Ein Ziel, für das sich das Projekt von Christof Moser und Constantin Seibt mehr als 30 Tage Zeit gab.“ So beschreibt der Zürcher Presseverein auf seiner Homepage das Blitztempo, mit dem die beiden renommierten Schweizer Journalisten gegen das von starren Hierarchien, diversen Geschäftsinteressen und lästigem Traditionsballast durchsetzte Schweizer Verlagswesen rebellieren und den Durst des informationshungrigen Publikums auf wahrhaft unabhängige Nachrichten stillen wollen. Wer in „Projekt R“ – Kürzel für Republik – investiert, wird nicht Abbonent, sondern Mitverleger. Ein Berner Medienjournalist formuliert das Prozedere in der jüngsten Ausgabe der deutschen Wochenzeitung „der Freitag“ mit folgenden Sätzen: „Das Projekt R will vieles anders, besser machen. Das beginnt schon mal bei einem der notwendigen Übel kommerzieller Medien: der Werbung. Die ‚Republik‘ wird werbefrei sein. Was bedeutet, dass das Geld einzig und allein von den Lesern kommt.“ Wer zahle, „kauft nicht nur ein Abo, sondern wird Genossenschafter und ist befugt, bei größeren Fragen mitzuentscheiden.“ Die Neuschöpfung werde damit eine digitale Leserzeitung. Auf den Inhalt habe das Publikum freilich keinen unmittelbaren Einfluss, außer natürlich mit einer Abo-Kündigung bei Nichtgefallen.

Dieses mediale Genossenschaftskonzept hat inzwischen alle Erwartungen übetroffen und einen solchen positiven Widerhall gefunden, dass nach dem optimalen Start bei Ablauf von etwa der Hälfte der gesetzten Vier-Wochen-Frist bereits knapp drei Millionen Franken (rund 2,5 Millionen Euro) zusammengekommen sind.

Was der Zürcher Presseverein einen Tag nach dem Vorhabenstart als ein „Erdbeben in der Langstraße“ der Schweizer Stadt bezeichnete, bei dem sich in der Schaltzentrale der „Republik“ eine „bizarre Stimmung ausgebreitet“ habe, bringt Vorgänger-Ereignisse in anderen Ländern in Erinnerung. Paradebeispiel ist „De Correspondent“ in den Niederlanden, bei dem die Anschubfinanzierung eine Million Euro einbrachte. In Frankreich heißt das Pendant „Mediapart“ und in Deutschland „correctiv“. In den USA schießen solche journalistischen Non-Profit-Medien seit Jahren aus dem Boden. ++ (me/mgn/19.05.17 – 100)

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