Konsumgenossenschaft Österreich. Wien, 2. Mai 2017 (geno). Zwar keinen Boom, aber steigende Gründerzahlen auf Österreichs Genossenschaftssektor erwartet Prof. Dietmar Rößl, Experte für Genossenschaftswesen der Wirtschaftsuniversität Wien. Ein Beispiel aus dem ansonsten problematischen Bereich der Konsumgenossenschaften ist der Dorfladen im niederösterreichischen Kirchstetten, für den eine eigene Genossenschaft mit 120 Mitgliedern gegründet wurde. Ihr Obmann Franz Hofbauer zieht ein gemischtes Fazit zu der Geschäftstätigkeit der am 22. Februar 2011 gegründeten Nahversorger Kirchstetten eGen. „Die Anfangseuphorie war groß, die Umsetzung schwierig“. Nach der Schließung von ehemals vier Supermärkten habe sich die Gemeinde für dieses gemeinsame Projekt entschieden. Es erfordere enormen Einsatz aller Mitglieder, die Praxis sehe oft anders aus.
Der skeptische Ton Hofbauers dürfte auf einer allzu tiefen und kritischen Innensicht beruhen. Nach außen strahlt das Kirchstettener Genossenschaftsprojekt derart, dass es im Jahr 2013 Sieger eines Wettbewerbs der Dorf- und Stadterneuerung in Niederösterreich in der Kategorie Neue Dorf- und Stadtökonomie wurde. Licht und Schatten erkennt auch die Forschung in dem Beispiel aus Niederösterreich. Es könne dennoch ein „Vorläufer für eine kleine Renaissance“ werden und deklariert damit seine Signalwirkung für den Bereich der Konsumgenossenschaften, denen sowohl in Österreich als auch in Europa eher eine düstere Zukunft voausgesagt wird. Sie kämen mit der Überflussgesellschaft weniger gut zurecht als mit der Bewältigung wirtschaftlicher und politischer Krisenzeiten. Es gebe auf dem Kontinent kaum noch erfolgreiche Konsumgenossenschaften, die den Erfordernissen des Verkäufermarktes gerecht werden. Die Schweizer Migros-Genossenschaft bilde eine der wenigen Ausnahmen.
In Österreich gibt es rund 2.000 Genossenschaften mit 3,3 Millionen Mitgliedern. Sie werden von vier Revisionsverbänden geprüft. Das sind der Raiffeisenverband, der Genossenschaftsverband (ÖGV), die gemeinnützigen Bauvereinigungen und der Konsumgenossenschaftsverband. Um in Österreich eine Genossenschaft zu gründen, braucht es mindestens zwei Personen, einen Förderzweck, ein Geschäftsmodell und eine Wirtschaftlichkeitsrechnung. Die Mindesteinlage beträgt zwei Euro, empfohlen werden aber bis zu 8.000 Euro. Unabhängig von der Höher der Anteile hat jedes Mitglied eine Stimme und damit Mitspracherecht. Ein Ausstieg ist jederzeit möglich. Das finanzielle Risiko ist auf das Doppelte der Einlage beschränkt. ++ (at/mgn/02.05.17 – 87)
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