Berlin, 28. Dezember 2016 (geno). Genossenschaften sind seit ihrem Bestehen stets den jeweiligen politischen Verhältnissen mehr oder minder stark ausgesetzt. Dabei handelt es sich um begünstigende Bedingungen oder um widrige Umstände. Dennoch waren die Kooperativen zäh und haben ihre Existenzberechtigung über Jahrhunderte, sogar Jahrtausende nachgewiesen – wenn auch unter verschiedenen Namen oder „Labels“. Die für Europa und insbesondere Deutschland bedrückendste Phase der jüngeren Geschichte war für die Genossenschaftsidee – und -praxis die Zeit des Nationalsozialismus. Bis in die Gegenwart lastet sie schwergewichtig auf dem Genossenschaftssektor. Gesetze und Regeln wie die Prüfungsspflicht, die im Dritten Reich eingeführt worden sind, werden ziemlich bedenkenlos weiter praktiziert. Inhaltliche Auseinandersetzungen darüber gibt es kaum. Wer sie anstrebt, setzt sich der Gefahr aus, als Nestbeschmutzer ausgrenzt zu werden. Gerade solche Konflikte sollten jedoch jetzt, nachdem die Genossenschaftsidee vor vier Wochen zum weltweit anerkannten immateriellen Weltkulturerbe gekürt wurde, zielgerichtet ausgetragen werden. Das ist ein unbequemer Anspruch, aber ihm ist gerecht zu werden, wenn die Genossenschaftsidee von ihren ideologischen Masken befreit werden soll. Besonders nützlich dabei könnte es sein, das Dasein von Genossenschaften vor dem Zeitalter der einseitigen Geisteshaltungen und sogenannter Ismen zu untersuchen. Es dürfte dabei viel Vernünftiges zu finden sein, was sogar heute und künftig hilfreich wäre. Insofern dürfte Genossenschaftsgeschichte Rückhalt für die Zukunft geben. ++ (jk/mgn/28.12.16)
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