Hamburg/Dresden, 8. Januar 2018 (geno). 15 Prozent aller baureifen Grundstücke halten Metropolen wie Hamburg, Berlin, Stuttgart oder München bereits für Baugemeinschaften reserviert. Besonders beliebt sind Gemeinschaften, die mehrere Generationen und soziale Schichten verbinden sowie als Mikroquartiere begehrte Stadtviertel vor der Überteuerung durch Luxusimmobilien schützen. Das sind Kernaussagen, die einem doppelseitigen Beitrag im jüngsten Wochenendmagazin der „Leipziger Volkszeitung“ und der „Dresdener Neuesten Nachrichten“ vorangestellt sind. Der Bogen einer kurzen Übersicht zum genossenschaftlichen und gemeinschaftlichen Bauen und Wohnen in Deutschland, der vom Jahr 1867 des ersten preußischen Genossenschaftgesetzes bis in die Gegenwart gespannt wird, verdeutlicht die Neuentdeckung einer Arbeitertradition. Eine wenig bekannte, aber äußerst aufschlussreiche Position dieses historischen Abrisses ist der Tatbestand, dass die Hinwendung zum gemeinschaftlichen Bauen in Gestalt der Arbeiterwohnungsgenossenschaften in der DDR eine unmittelbare Konsequenz aus dem Bauarbeiteraufstand am 17. Juni 1953 war.
Wie Baugemeinschaften inmitten von Großstädten unter heutigen Bedingungen im Einzelnen entstehen und funktionieren, wird ausführlich am Beispiel der Hamburger Baugruppe „Dock71“ geschildert. Geradezu dörfliche Vertrautheit herrscht zwischen den Bewohnern in dem Quartier mit 70 Wohnungen dieser Baugemeinschaft in der Hamburger Hafencity. Der Sechsgeschosser ist so günstig zur Innenstadt gelegen, dass bis zum Hauptbahnhof der Hansestandt nur 20 Gehminuten nötig sind. Auf dem ehemaligen Hafen- und Industriegebiet sollen bis 2030 insgesamt 7.000 Wohnungen auf einer Landfläche von 1,27 Quadratkilometern entstehen. Dazu kommt noch „Wasserfläche“, da das Gebiet von der Elbe begrenzt und von Kanälen durchzogen ist. Wie das manchmal auch mit Reibungen verbundene Zusammenwirken innerhalb der Projektgruppe über die Jahre hinweg funktionierte, charakterisiert einer der Beteiligten mit der Aussage prägnant: „Ich glaube, wir sind alle ganz gute Demokraten.“
Bei Eigentumsprojekten wie dem „Dock71“ in der Hafencity wird das Mitglied einer Baugemeinschaft zum Investor, mit allen finanziellen Chancen und Risiken, sagt die Leiterin der städtischen Agentur für Baugemeinschaften in Hamburg, Angela Hansen in einem Interview. Dem Risiko könne man eben entrinnen durch die Mitgliedschaft in einer Genossenschaft. Mit den geringen Kosten für den Genossenschaftsanteil erwerbe man lebenlanges Wohnrecht. Bauherr sei die Genossenschaft. ++ (bg/mgn/08.01.18 – 006)
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